Die Novelle "Kleider machen Leute" von Gottfried Keller ist eine zeitlose Geschichte über Identität und gesellschaftliche Erwartungen.
Der mittellose Schneidergeselle Wenzel Strapinski wird aufgrund seiner vornehmen Kleidung in der Stadt Goldach fälschlicherweise für einen polnischen Grafen gehalten. Durch eine Verkettung von Zufällen und seine eigene Passivität verstrickt er sich immer tiefer in diese Rolle. In Goldach verliebt er sich in Nettchen, die Tochter des wohlhabenden Amtsrats Böhni. Die beiden verloben sich, doch während eines Balls in Seldwyla wird Strapinskis wahre Identität aufgedeckt. Er flieht beschämt in die winterliche Nacht hinaus.
Nettchen folgt ihm jedoch und rettet ihn vor dem Erfrieren. Sie erkennt seinen wahren Charakter und steht zu ihrer Liebe. Mit ihrer Unterstützung entwickelt sich Strapinski zu einem erfolgreichen Geschäftsmann. Die wichtigen Textstellen der Novelle zeigen den Konflikt zwischen Schein und Sein sowie die Bedeutung von authentischer Identität. Die Charakterisierung der Hauptfiguren verdeutlicht ihre Entwicklung: Strapinski wandelt sich vom passiven Mitläufer zum selbstbewussten Mann, während Nettchen durch ihre Stärke und Entschlossenheit besticht. Die Geschichte kritisiert die oberflächliche Gesellschaft, die Menschen nur nach ihrer äußeren Erscheinung beurteilt, und zeigt, dass wahre Werte wie Liebe und Ehrlichkeit wichtiger sind als soziale Konventionen.
Die Zusammenfassung der einzelnen Kapitel verdeutlicht die geschickte Dramaturgie Kellers, der die Handlung von der anfänglichen Verwechslung über die Steigerung der Täuschung bis zur erlösenden Auflösung führt. Die Novelle eignet sich besonders gut für die schulische Analyse, was sich in zahlreichen Arbeitsblättern und Klassenarbeiten widerspiegelt, die verschiedene Interpretationsansätze ermöglichen.