Die Reichsgründung 1871 markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Geschichte mit der Entstehung des Deutschen Kaiserreichs.
Das Deutsche Kaiserreich entstand durch eine Revolution von oben, die maßgeblich von Otto von Bismarck gesteuert wurde. Als Reichskanzler orchestrierte er die Einigung der deutschen Staaten unter preußischer Führung. Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg wurde Wilhelm I. am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles zum deutschen Kaiser proklamiert. Das neue Reich umfasste 25 Bundesstaaten und das Reichsland Elsass-Lothringen, wie auf der Deutschen Kaiserreich Karte zu sehen ist. Als Staatsoberhaupt fungierte der Kaiser, während Bismarck als Reichskanzler die politischen Geschicke lenkte.
Die Außenpolitik des Kaiserreichs durchlief zwei distinkte Phasen: Unter Bismarck war sie von einem komplexen Bündnissystem geprägt, das Deutschland diplomatisch absicherte. Bismarcks Außenpolitik nach 1871 zielte darauf ab, Frankreich zu isolieren und gleichzeitig gute Beziehungen zu Österreich-Ungarn und Russland zu pflegen. Mit der Entlassung Bismarcks 1890 und unter Wilhelm II. änderte sich der außenpolitische Kurs drastisch. Die Außenpolitik Wilhelm II. war von einer aggressiveren Haltung gekennzeichnet, die auf Weltmachtstreben und koloniale Expansion setzte. Diese neue Politik führte zur diplomatischen Isolation Deutschlands und trug wesentlich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs bei. Die Außenpolitik Bismarck Wilhelm 2 im Vergleich zeigt deutlich den fundamentalen Unterschied zwischen Bismarcks vorsichtiger Bündnispolitik und Wilhelms II. risikofreudiger Weltpolitik.