Gemeinsames Erinnern von Tätern und Opfern: Kollektives Gedächtnis und seine Bedeutung
Das Konzept des kollektiven Gedächtnisses wird in diesem Abschnitt detailliert erläutert und seine Bedeutung für die Gesellschaft hervorgehoben. Es wird eine klare Unterscheidung zwischen individuellem und kollektivem Gedächtnis getroffen.
Definition: Das individuelle Gedächtnis basiert auf einer biologischen Grundlage, während das kollektive Gedächtnis als Gedächtnis von Institutionen verstanden wird, das durch gemeinsame Ereignisse geprägt ist.
Das nationale Gedächtnis wird als eine Form des kollektiven Gedächtnisses beschrieben, das traditionell darauf ausgerichtet war, ein positives Selbstbild zu erzeugen und mit bestimmten Handlungszielen in Einklang zu stehen.
Highlight: Eine bedeutende Schwäche des traditionellen nationalen Gedächtnisses war die Vernachlässigung von Schuld, Scham und Traumata, was oft zu einem selektiven Vergessen führte.
Als Reaktion auf diese Problematik wird eine neue Form der kollektiven Erinnerung vorgestellt:
- Negative Erinnerungen werden bewusst im kollektiven Gedächtnis stabilisiert.
- Diese negativen Aspekte werden in das nationale Selbstbild integriert.
Beispiele kollektives Gedächtnis: Die Integration der NS-Verbrechen in das deutsche Geschichtsbewusstsein oder die Aufarbeitung der Apartheid in Südafrika.
Das Ziel dieser neuen Erinnerungskultur ist es, ein gemeinsames Erinnern zu ermöglichen, das sowohl Täter als auch Opfer einschließt. Dies soll als Grundlage für eine friedliche und kommunikative Zukunft dienen.
Vocabulary: Erinnerungspolitik Definition - Die bewusste Gestaltung des kollektiven Gedächtnisses durch politische und gesellschaftliche Akteure, um bestimmte historische Narrative zu fördern oder zu verändern.
Diese neue Herangehensweise an das kollektive Gedächtnis stellt einen wichtigen Schritt in der historischen Erinnerungsforschung dar und zeigt, wie Kultur und Gedächtnis eng miteinander verwoben sind. Sie ermöglicht eine differenziertere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und fördert den gesellschaftlichen Dialog.