Nannis Rolle im Gesamtkontext des Romans
In der Figurenkonstellation von "Unter der Drachenwand" nimmt Nanni Schaller eine besondere Position ein. Sie verkörpert das Spannungsfeld zwischen Anpassung, Überzeugung und Aufbegehren, das Geigers Romanfiguren charakterisiert.
Nannis Aufbegehren zeigt sich in ihrem Widerstand gegen die mütterliche Autorität und gesellschaftliche Konventionen. Ihr Weglaufen, vermutlich als Reaktion auf den erzwungenen Kontaktabbruch zu Kurt, ist ein Akt der Rebellion gegen die ihr auferlegten Beschränkungen.
Die Überzeugung, mit der Nanni an ihrer Liebe zu Kurt festhält, illustriert ihre Entschlossenheit und ihren Idealismus. Ihr Versuch, Veit für ein Schreiben an ihre Mutter zu gewinnen, unterstreicht ihre Bereitschaft, für ihre Überzeugungen einzustehen.
Quote: "So bin am ganzen Leibe ich, so Bin ich und so bleibe ich, yes, Sir!"
Diese bei Nannis Sachen gefundene Botschaft ist ein kraftvolles Statement ihrer Selbstbehauptung. Die Verwendung des englischen "yes, Sir" verleiht ihrer Aussage zusätzlichen Nachdruck und deutet auf eine gewisse Weltoffenheit hin.
Definition: Aufbegehren - Eine Form des Widerstands oder der Auflehnung gegen Autoritäten oder bestehende Verhältnisse.
Nannis Funktion im Romanganzen liegt darin, die Auswirkungen des Krieges und gesellschaftlicher Zwänge auf die Jugend zu veranschaulichen. Ihr Schicksal steht exemplarisch für die Zerrissenheit junger Menschen zwischen persönlichen Wünschen und äußeren Erwartungen in Zeiten des Umbruchs.
Durch Nannis Geschichte thematisiert Geiger die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Schwierigkeit, individuelle Freiheit in einer von Krieg und strengen Moralvorstellungen geprägten Gesellschaft zu leben. Ihre tragische Entwicklung unterstreicht die zerstörerische Kraft des Krieges auf persönlicher Ebene und verleiht dem Roman eine zusätzliche emotionale Tiefe.