Interpretation und kunsthistorische Einordnung
Der letzte Teil des Leitfadens zur Bildanalyse Kunst konzentriert sich auf die Interpretation des Kunstwerks und seine kunsthistorische Einordnung. Diese Schritte sind entscheidend für ein tieferes Verständnis des Bildes und seiner Bedeutung.
Die werkimmanente Interpretation beginnt mit einer Reflexion des ersten Eindrucks:
- Hat sich der erste Eindruck durch die Analyse verändert, verstärkt oder erweitert?
- Bietet der Titel unterstützende oder widersprüchliche Informationen?
Highlight: Die Interpretation sollte immer auf den zuvor analysierten Bildelementen basieren und diese in einen sinnvollen Zusammenhang bringen.
Anschließend werden folgende Fragen behandelt:
- Welche Aussage oder welchen Zweck hat das Bild?
- Wie soll es auf den Betrachter wirken?
- Durch welche Bildelemente (Anordnungen, Formen, Linien, Farben, Kontraste) entsteht diese Wirkung?
- Warum wurde das Bild naturnah oder abstrakt gemalt?
- Was verrät das Bild über den Abgebildeten oder die dargestellte Szene?
Example: Bei einem Vanitas-Stillleben könnte die Interpretation lauten: "Die Vergänglichkeitssymbole wie die Sanduhr und die welkenden Blumen in Kombination mit den kostbaren Gegenständen verdeutlichen die Vergänglichkeit allen irdischen Besitzes und mahnen zu einem tugendhaften Leben."
Für die kunsthistorische Einordnung werden folgende Aspekte berücksichtigt:
- Zuordnung zu einer Epoche
- Zweck oder Auftraggeber des Bildes
- Soziale, politische und wirtschaftliche Lage der Entstehungszeit
- Verbindung des Künstlers zu bestimmten Gruppen oder Stilrichtungen
Vocabulary: Die Ordnungsprinzipien in der Kunst beziehen sich auf die Art und Weise, wie Künstler Elemente in ihren Werken anordnen, um bestimmte Wirkungen zu erzielen.
Abschließend wird untersucht, wie das Bild die Probleme oder Besonderheiten seiner Entstehungszeit veranschaulicht. Diese umfassende Analyse ermöglicht es, das Kunstwerk in seinem historischen und kulturellen Kontext zu verstehen und seine Bedeutung vollständig zu erfassen.
Definition: Eine Kreiskomposition in der Kunst ist eine Anordnung der Bildelemente in einer kreisförmigen Struktur, die oft Harmonie und Geschlossenheit vermittelt.
Dieser Leitfaden bietet eine strukturierte Herangehensweise für eine gründliche Bildanalyse, die besonders für Schüler der Oberstufe und Kunststudenten hilfreich sein kann. Er ermöglicht eine systematische Untersuchung von der ersten Wahrnehmung bis zur tiefgreifenden Interpretation und historischen Kontextualisierung des Kunstwerks.