Analyse des Gemäldes "Stützen der Gesellschaft"
George Grosz' Meisterwerk "Stützen der Gesellschaft" ist eine beißende Satire auf die Gesellschaft der Weimarer Republik. Das Gemälde ist in mehreren Ebenen aufgebaut und zeichnet sich durch eine düstere Farbgebung aus, die die kritische Botschaft des Künstlers unterstreicht.
Definition: Satire ist eine Kunstform, die durch Übertreibung, Ironie und Spott Kritik an gesellschaftlichen oder politischen Zuständen übt.
Im Hintergrund des Bildes sind Soldaten zu sehen, die die angespannte politische Situation und die bürgerkriegsähnlichen Zustände in der Weimarer Republik symbolisieren. Diese Darstellung verdeutlicht Grosz' Kritik an der Militarisierung der Gesellschaft und seinem Pazifismus.
Die Mittelebene des Gemäldes wird von einer Figur dominiert, die sowohl als Pfarrer als auch als Richter interpretiert werden kann. Diese Ambivalenz ist ein geschickter künstlerischer Kniff von Grosz, um die Verflechtung von Kirche und Justiz als "Stützen der Gesellschaft" zu kritisieren.
Example: Die Darstellung des Pfarrer-Richters mit einem Bierseidel in der Hand und einer Säbelnarbe im Gesicht entlarvt die vermeintlichen moralischen Autoritäten als heuchlerisch und gewalttätig.
Im Vordergrund platziert Grosz drei weitere Figuren: einen Journalisten, den Reichskanzler und einen Akademiker. Jede dieser Figuren repräsentiert eine wichtige gesellschaftliche Institution - Presse, Politik und Bildung.
Highlight: Die Darstellung des Journalisten mit einer Nachttopf-ähnlichen Kopfbedeckung und Exkrementen im Gehirn ist eine besonders scharfe Kritik an der Presse, die Grosz als Verbreiter von "geistiger Scheiße" ansah.
Grosz nutzt diese Figuren, um zu zeigen, wie diese vermeintlichen Stützen der Gesellschaft entweder vom Nationalsozialismus unterwandert sind oder aktiv dazu beitragen, die Bevölkerung aufzuhetzen. Das Gemälde ist somit eine eindringliche Warnung vor den Gefahren des aufkommenden Faschismus.
Vocabulary: Der Dadaismus, eine Kunstbewegung, der Grosz zeitweise angehörte, zeichnete sich durch eine anti-bürgerliche Haltung und die Ablehnung traditioneller Kunstformen aus.
"Stützen der Gesellschaft" ist nur eines von vielen satirischen Werken in Grosz' Oeuvre. Sein künstlerisches Schaffen war stets von scharfer Systemkritik geprägt. Erst gegen Ende seines Lebens wandte er sich der weniger politischen Landschaftsmalerei zu.
Highlight: Grosz' Emigration in die USA im Jahr 1933 war eine direkte Folge der nationalsozialistischen Machtergreifung und zeigt, wie gefährlich seine Kunst für das Regime war.
Die Bedeutung der Metapher "Stützen der Gesellschaft" in Grosz' Werk liegt in der Entlarvung der vermeintlichen Säulen der Gesellschaft als korrupt und moralisch verkommen. Es ist ein zeitloses Mahnmal gegen Autoritarismus und gesellschaftliche Heuchelei.