Die Epigenetik beschäftigt sich mit vererbbaren Veränderungen der Genaktivität, die nicht durch Änderungen der DNA-Sequenz selbst verursacht werden.
Die wichtigsten epigenetischen Mechanismen sind die DNA-Methylierung und Histonmodifikationen. Bei der DNA-Methylierung werden Methylgruppen an bestimmte DNA-Abschnitte angehängt, wodurch Gene stillgelegt werden können. Dies spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Krankheiten wie Krebs und ist auch an der Alterung beteiligt. Histonmodifikationen verändern die Struktur des Chromatins durch chemische Veränderungen an den Histonproteinen, wie Acetylierung, Phosphorylierung und Methylierung. Der resultierende Histon-Code bestimmt, ob Gene aktiv oder inaktiv sind.
Epigenetische Veränderungen können durch Umweltfaktoren wie Ernährung, Stress und Trauma ausgelöst werden und teilweise sogar an nachfolgende Generationen weitergegeben werden (epigenetische Vererbung beim Menschen). Dies erklärt, warum eineiige Zwillinge trotz identischer DNA-Sequenz unterschiedliche Merkmale entwickeln können. In der Psychologie wird die Rolle epigenetischer Faktoren bei der Entstehung psychischer Erkrankungen erforscht. Besonders interessant ist der Einfluss von traumatischen Erlebnissen, die über epigenetische Mechanismen auch nachfolgende Generationen beeinflussen können. Die Erforschung epigenetischer Mechanismen eröffnet neue Perspektiven für die Prävention und Behandlung verschiedener Krankheiten. Durch DNA-Methylierungs-Tests können beispielsweise das biologische Alter bestimmt und krankhafte Veränderungen frühzeitig erkannt werden.