Erregungsleitung und Lokalanästhesie mit Lidocain
Die Erregungsleitung in Nervenfasern und die Wirkungsweise von Lokalanästhetika wie Lidocain werden in diesem Abschnitt erläutert. Schmerz- und Berührungsreize werden von unterschiedlichen Neuronentypen verarbeitet. Schmerzreize werden von dünnen, sehr aktiven A-Delta- und C-Neuronen ohne Myelinscheide geleitet. Berührungsreize hingegen werden von dickeren, weniger aktiven A-Beta-Neuronen übertragen.
Bei der Lidocain Schmerztherapie macht man sich diese Unterschiede zunutze. Lidocain diffundiert durch die Axonmembran in die Neuronen und blockiert dort die Natriumionenkanäle. Dies führt zu einer lokalen Betäubung, wobei die Schmerzweiterleitung stärker beeinträchtigt wird als die Berührungsempfindung.
Vocabulary: Axon - Der lange Fortsatz einer Nervenzelle, der elektrische Signale weiterleitet.
Example: Ein Zahnarzt kann durch eine Lidocain-Injektion in den Gaumen die schmerzassoziierten Bahnen des umliegenden Gewebes betäuben.
Die Selektivität von Lidocain für schmerzleitende Fasern basiert auf mehreren Faktoren:
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Dünne schmerzleitende Fasern haben ein geringeres Cytoplasmavolumen, wodurch Lidocain schneller diffundieren und eine wirksame Konzentration erreichen kann.
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Bei dünneren Fasern reicht eine geringere Dosis aus, um ausreichend viele Ionenkanäle zu blockieren und die Erregungsweiterleitung zu unterbinden.
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Dickere berührungsleitende Fasern haben eine höhere elektrische Kapazität und benötigen eine höhere Lidocain-Konzentration für eine effektive Blockade.
Definition: Myelinscheide - Eine isolierende Schicht um Nervenfasern, die die Signalübertragung beschleunigt.
Highlight: Die Reihenfolge des Empfindungsausfalls bei Lokalanästhesie ist: Schmerz - Temperatur - Berührung - Druck - Motorik.
Diese Erkenntnisse erklären, warum Patienten bei einer Lidocain Spritze zwar keine Schmerzen, aber noch Berührungen wahrnehmen können. Die selektive Wirkung von Lidocain ermöglicht eine effektive Schmerzausschaltung bei gleichzeitig erhaltener Berührungsempfindung, was in der medizinischen Praxis von großem Nutzen ist.
Quote: "Je dicker eine Nervenfaser, desto geringer die Empfindlichkeit für Lokalanästhetika, d. h. desto größer die zur Blockade erforderliche Konzentration."