Biologische Verhaltensursachen
Die Verhaltensbiologie unterscheidet zwei grundlegende Erklärungsebenen:
Proximate Ursachen
Diese direkten Wirkursachen erklären, wie ein Verhalten funktioniert:
- Sie untersuchen die unmittelbaren Faktoren, die ein Verhalten auslösen
- Sie erforschen die Entwicklung von Verhaltensweisen im Laufe des Lebens
- Sie analysieren physiologische Mechanismen
Diese Ursachen lassen sich unterteilen in:
Endogene Faktoren (aus dem Organismus):
- Genetische Faktoren
- Psychische Zustände
- Physische Bedingungen
- Hormonelle Steuerung
Exogene Faktoren (aus der Umwelt):
- Soziale Bedingungen
- Umweltreize
- Schlüsselreize (z.B. Gerüche, Farben, Geräusche)
Fachbegriff: Ein Schlüsselreiz ist ein spezifisches Merkmal, das eine angeborene Verhaltensweise automatisch auslöst. Schlüsselreize beim Menschen können sowohl angeboren als auch erworben sein. Schlüsselreiz Beispiele sind das Kindchenschema (große Augen, hohe Stirn), das Fürsorgeverhalten auslöst, oder bestimmte Gesichtsausdrücke, die emotionale Reaktionen hervorrufen.
Ultimate Ursachen
Diese evolutionären Zweckursachen erklären, warum ein Verhalten existiert:
- Sie bieten Selektionsvorteile
- Sie erklären die evolutionsbiologische Bedeutung von Merkmalen
- Sie tragen zum Überlebens- und Fortpflanzungserfolg bei
Beispiel: Vogelsingen dient nicht nur der Kommunikation (proximate Ursache), sondern erhöht langfristig den Fortpflanzungserfolg (ultimate Ursache).
Die Verhaltensökologie betrachtet Verhalten vor dem evolutionsbiologischen Hintergrund und analysiert, wie gut ein Organismus durch sein Verhalten an seine Umwelt angepasst ist.