Aristoteles' Dramentheorie: Tragödie und Komödie im Vergleich
Aristoteles, einer der einflussreichsten Philosophen der Antike, entwickelte in seiner Poetik grundlegende Konzepte der Dramentheorie. Seine Analyse konzentriert sich besonders auf den Unterschied zwischen Tragödie und Komödie, wobei er die Tragödie detaillierter behandelt.
Definition: Der Nachahmungstrieb ist laut Aristoteles die Grundlage für die Entstehung von Dichtkunst und damit auch des Dramas.
Aristoteles identifiziert zwei Hauptrichtungen in der Dichtkunst:
- Ernste Dichter, die Tragödien verfassen und sich mit edlen Themen und Helden befassen.
- Leichtfertige Dichter, die Komödien schreiben und sich auf alltägliche Situationen und einfache Menschen konzentrieren.
Highlight: Die Komödie macht sich über das "Gemeine" lustig, ohne dabei verletzend zu sein oder Schadenfreude zu erzeugen.
Die Merkmale der Tragödie nach Aristoteles umfassen:
- Nachahmende Darstellung, keine Realität
- Ernste Handlung ohne Witze
- Abgeschlossene Handlung mit Anfang und Ende
- Bedeutsame Handlung von gewisser Größe
- Kunstvoller Stil mit gehobener Sprache
- Darstellung durch Schauspiel, nicht nur Erzählung
- Erregung von Mitleid und Furcht beim Publikum (Katharsis)
Vocabulary: Katharsis bezeichnet die reinigende Wirkung der Tragödie auf die Zuschauer durch das Erleben von Mitleid und Furcht.
Die ideale tragische Handlung nach Aristoteles:
- Verflochten mit mehreren sich vereinenden Handlungssträngen
- Hauptfigur ist weder herausragend gut noch schlecht
- Wendung vom Glück ins Unglück
Example: Ein Beispiel für eine aristotelische Tragödie wäre "König Ödipus" von Sophokles, in der der Protagonist durch Schicksalsschläge vom Glück ins Unglück stürzt.
Aristoteles betont die Bedeutung der Figurenkonstellation in der Tragödie:
- Figuren sollten in einem Freundschafts- oder Verwandtschaftsverhältnis stehen
- Das Verhältnis der Figuren zueinander sollte sich idealerweise erst am Ende offenbaren
- Die Charaktere sollten normale Menschen sein, um die emotionale Distanz zum Publikum gering zu halten
Quote: "Die Tragödie ist die Nachahmung einer guten und in sich geschlossenen Handlung von bestimmter Größe." - Aristoteles
Obwohl Aristoteles' Werk über die Komödie verloren gegangen ist (Aristoteles Komödie verschollen), lassen sich aus seinen Ausführungen zur Tragödie Rückschlüsse auf seine Sicht der Komödie ziehen. Die Komödie zeichnet sich demnach durch:
- Darstellung von Alltagssituationen und einfachen Menschen
- Humor ohne Verletzung oder Schadenfreude
- Spontaneität in der Entstehung
Die aristotelische Dramentheorie hat die Entwicklung des klassischen Theaters maßgeblich beeinflusst und bildet bis heute eine wichtige Grundlage für das Verständnis dramatischer Strukturen.