Dokumentarisches Theater: "Die Ermittlung"
Peter Weiss schuf mit "Die Ermittlung" 1965 ein Schlüsselwerk des dokumentarischen Theaters, das auf realen Zeugenaussagen aus den Frankfurter Auschwitz-Prozessen basiert. Das Stück verzichtet bewusst auf fiktionale Elemente und präsentiert stattdessen die grausame Realität der NS-Konzentrationslager durch authentisches Material.
Der Untertitel "Oratorium in 11 Gesängen" verweist auf die musikalisch anmutende Struktur des Werks. Weiss ordnet die Zeugenaussagen und Verhöre in eine fast rituelle Form ein, die den Schrecken der Ereignisse in einer distanzierten, aber eindringlichen Weise vermittelt.
Die Bedeutung des Stücks liegt nicht nur in seiner historischen Dokumentation, sondern auch in seiner politischen Dimension. Es fordert die Zuschauer zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit auf und stellt die Frage nach Verantwortung und Schuld in den Mittelpunkt.
Aha-Moment: Anders als bei fiktionalen Dramen steht bei "Die Ermittlung" nicht das künstlerische Erfinden im Vordergrund, sondern die Aufarbeitung realer Verbrechen durch die Kraft des Theaters. Peter Weiss transformiert Gerichtsprotokolle in eine theatralische Form, ohne deren Wahrheitsgehalt zu verfälschen.