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14.1.2022
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Otto Trsnjek ist seit 1919 Inhaber einer Trafik in der Währin- Personali gerstraße in Wien, in der er Tabakwaren, Zeitungen und sozialer Schreibwaren vertreibt. Zudem verkauft er heimlich die und auße Erschein seit Jahren streng verbotenen, sogenannten „Zärtlichen bild Magazine" (S. 33, Z. 6f.). Der ältere Mann hat im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren und hat als Kriegsverletzter ,,vom Invalidenschutzgesetz die Trafik zugesprochen" (S. 30, Z. 3 f.) bekommen, welche jetzt sein Wirkungskreis ist. Über sein Leben vor dem Trafikantendasein erfährt der Leser kaum etwas. In jüngeren Jahren scheint er aber eine Liebschaft mit Frau Huchel gehabt zu haben, weshalb er ihren Sohn Franz Huchel als Lehrling aufnimmt, da er dessen Mutter noch einen Gefallen schuldet. Trsnjek führt seine Trafik mit großer Sorgfalt (vgl. S. 23) und nimmt seine neue Aufgabe, Franz zum Trafikanten auszu bilden, ernst. Durch seine Zuverlässigkeit und Gradlinigkeit weisen wird er zum neuen Orientierungspunkt für den jungen Franz Huchel und fungiert für diesen als Vaterersatz, der Werte vermittelt und Franz aufklärerisch erzieht. Zuverlässigkeit und Gradlinigkeit Kritisches Bewusstsein Der alte Trafikant ist ein interessierter Mann mit einem aus geprägten politischen Bewusstsein, der Dinge kritisch hinterfragt und die Gefahren der Zeit erkennt. Er trägt seinem Lehrling auf, möglichst viele verschiedene Zeitungen zu lesen, weil eben [eine] Hirn und Horizont gleichermaßen erweiternde Zeitungslektüre [...] alle sich...
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auf dem Markt [...] befindlichen Zeitungen [beinhalte]" (S. 25, Z. 9 ff.); er steht also für eine differenzierte Meinungsbildung ein und hebt sich damit von der Masse der Mitläufer ab. Auf seinen Lehrling hat er einen großen Einfluss und for dert dessen Reifung zu einem mündigen Mann mit eigenen Wertvorstellungen und Ansichten. Franz erhält durch Trsn jek ein politisches Bewusstsein und fragt ihn um Rat, was die Verbundenheit der beiden Männer zeigt. Während Trsn jek Franz Halt durch feste Strukturen und Aufgaben geben kann, kann er ihm im Umgang mit der Liebe und dem da mit verbundenen Kummer nicht helfen, da er selbst angibt, ,,nichts mehr von diesen Dingen" (S. 68, Z. 29) zu verstehen. Mit dem Thema Liebe hat er nach eigener Auskunft abge schlossen, was durch seine Aussage, und wenn ich mich aufregen will, lese ich Zeitung" (S. 69, Z. 8 f.) besonders unterstrichen wird. Kriegsgegner Trsnjek ist ein ausgesprochener Kriegsgegner. Vom Ersten Weltkrieg schwer gezeichnet, vermittelt er seinem Lehrling, dass [m]it dem Bein [...] auch [s]eine Jugend im Schützengraben liegen geblieben" (S. 69, Z. 3f.) sei. Sein Leben ist also vom Krieg stark beeinflusst und er ist durch die Erlebnisse zu einem anderen Mann geworden, dessen Kreis sich nun nur noch auf die Trafik beschränkt, soziale Kontakte außerhalb dieser pflegt er kaum. Da er sich nicht den antisemitischen Tendenzen in Wien anschließt, gerät er bald ins Fadenkreuz von Anfeindungen und die Trafik wird mit den Worten SCHLEICH DICH, JUDENFREUND!" (S. 61, 2. 5) beschmiert. Diese von seinem Nachbarn Roß huber ausgehenden Anfeindungen schüchtern ihn jedoch nicht ein, sondern stimmen ihn wütend. Offen spricht er die Gefahr, die von dem nationalsozialisti schen Gedankengut ausgeht, aus und fragt die umstehen- den Schaulustigen nach dem ersten Vorfall: Was oder wer kommt als Nächstes dran?" (S. 62, Z. 30) Er distanziert sich von dem Mitläufertum der Zeit und kritisiert die Zurückhal tung anderer: ,,Einer hat Blut an den Händen, und die an deren stehen da und sagen nix. So ist es immer!" (S. 63, Z. 4f.) Seine Grundhaltung des Widerstands und das Ein stehen für die von ihm vertretenen Werte spricht er offen aus, wenn er wütend ruft: Ich schweige nicht, und an meinen Händen klebt kein Blut, sondern allerhöchstens Druckerschwärze!" (S. 63, Z. 17 f.) Nach der Verwüstung der Trafik und weiteren Anfeindun gen wird Trsnjek am folgenden Tag von der Gestapo verhaf tet. Ihm wird vorgeworfen, pornografische Magazine zu vertreiben (vgl. S. 155), ein Vorwand, denn nach seinem Tod wird deutlich, dass er für einen Staatsfeind gehalten worden ist.