Charakterisierung von Lindhorst und Serpentina in "Der goldne Topf"
In E.T.A. Hoffmanns "Der goldne Topf" spielen Archivarius Lindhorst und seine Tochter Serpentina zentrale Rollen, die die Verbindung zwischen der realen und der fantastischen Welt verkörpern.
Archivarius Lindhorst
Lindhorst nimmt eine faszinierende Doppelrolle ein. In der realen Welt ist er ein bürgerlicher Archivarius, für den Anselmus Manuskripte kopieren soll. In der Märchenwelt hingegen ist er ein Geisterfürst aus dem Geschlecht der Salamander.
Quote: Registrator Heerbrand beschreibt Lindhorst als einen "alten, wunderlichen, merkwürdigen Mann", der allerlei geheime Wissenschaften treibe.
Diese Doppelfunktion wird bereits in seiner ersten Beschreibung deutlich, wobei Heerbrand den Eindruck sofort relativiert und ihn als "forschenden Antiquar" bezeichnet. Lindhorsts Erscheinung hat auf Anselmus bei ihrer ersten Begegnung eine unerklärliche Wirkung.
Lindhorst durchläuft mehrere Metamorphosen:
- Als Angehöriger des Geschlechts der Salamander (mystische Welt)
- Als etwas schrulliger alter Mann
- Als weißer Geiger
- In einer Terrine beim Punschgelage (bürgerliche Welt)
Seine Geschichte offenbart, dass er zur Strafe in das kleinbürgerliche Leben der diesseitigen Welt verbannt wurde, weil er sich dem Geisterfürsten Phosphorus widersetzte. Er muss dort leben, bis seine drei Töchter mit drei Jünglingen vermählt werden, die noch an die Wunder der Natur glauben und sich in die Töchter verlieben.
Highlight: Trotz seiner Straftat im früheren Leben gilt Lindhorst als einer der guten Zauberer, der seine Verbindung zur Geisterwelt zum Schutz seiner Schützlinge einsetzt.
Lindhorst fungiert als Lehrmeister für Anselmus, ermutigt ihn, an Serpentina und die poetische Welt zu glauben, und bereitet ihn auf das Leben im Reich der Poesie in Atlantis vor. Gleichzeitig zeigt er menschliche Eigenschaften, indem er an Kneipenbesuchen teilnimmt und Geschichten in bürgerlicher Kaffeegesellschaft erzählt.
Serpentina und ihre Schwestern
Serpentina und ihre Schwestern gehören als Töchter des Geisterfürsten Lindhorst der Märchenwelt an. Serpentina selbst wird als die Figur mit der geringsten Anzahl an Widersprüchen dargestellt und gehört uneingeschränkt zur höheren Welt des Guten.
Vocabulary: Der Name "Serpentina" leitet sich vom lateinischen Wort "serpens" (Schlange) ab und verweist sowohl auf ihre äußere Gestalt als auch auf das Stilideal der flüssigen Handschrift bei der Kopistentätigkeit.
Serpentinas Auftritte werden meist von positiven synästhetischen Wahrnehmungen begleitet. Sie verkörpert ein Sinnbild der Vollkommenheit und Glückseligkeit. Anselmus' Glaube an sie und ihre Liebe ist gleichbedeutend mit seinem Glauben an eine höhere Welt voller Poesie. Ihre Liebe dient als Antrieb bei seiner Kopierarbeit, und Serpentinas Stimme verleiht ihm Hoffnung.
Die Interpretation dieser Charaktere in "Der goldne Topf" zeigt, wie E.T.A. Hoffmann die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verwischt und dabei tiefgründige Themen wie die Suche nach Identität und die Kraft der Imagination erkundet. Die komplexe Darstellung von Lindhorst und die idealisierte Figur der Serpentina tragen wesentlich zur Zusammenfassung und zum Verständnis der Motive des Werkes bei.