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Der Panther von Rainer Maria Rilke

25.3.2021

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Rainer Maria Rilke: Der Panther
Im Jardin des Plantes, Paris
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Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
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Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
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Rainer Maria Rilke: Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille - und hört im Herzen auf zu sein. Untersuchung des Gedichts Der Panther 1. Basisinformation und erste Vermutung Der Autor Rainer Maria Rilke, welcher 1875 in Prag geboren wurde und 1926 in Montreux in der Schweiz starb, gilt als der Schöpfer des Dinggedichtes der Moderne. Als eines seiner bekanntesten derartigen Gedichte gilt Der Panther, welches nachführend analysiert wird. In seinen Neuen Gedichten vollzog er den entscheidenden Schritt vom Symbol zum poetischen Ding, was bedeutet, dass keine von den Dingen ablösbare symbolische oder metaphorische Bedeutung mehr zugelassen wurde. Rilke schrieb den Panther wahrscheinlich im Jahre 1902. Die Erstveröffentlichung erfolgte im September 1903 in der Prager Monatsschrift "Deutsche Arbeit". Als Vorstufen des Gedichts sind die Prosaskizze Der Löwenkäfig und das Gedicht Die Aschanti bekannt. Der Untertitel Im Jardin des Plantes, Paris verweist auf den gleichnamigen botanischen Garten...

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Alternativer Bildtext:

im Südosten von Paris, in welchem Rilke einen schwarzen Panther in einem Käfig beobachten konnte. Dies, zusammen mit dem Gipsabdruck eines Panthers in Auguste Rodins Atelier, wovon Rilke in einem Brief 1902 an seine Frau erzählte, bildete die Grundlage für die erstmalige Umsetzung der Dingbeschreibung, hier eines Tieres. Der Panther ist somit ein Dinggedicht, dessen Thema ein in einem Käfig gefangenen Panther ist. Während die Überschrift sehr neutral gehalten ist und durch fehlende emotionalen Assoziationen auf eine eher biologische, sachliche Betrachtung schließen lässt, Beim ersten Lesen habe ich die Stimmung als sehr bedrückend und ermüdend wahrgenommen. In dem Text spiegelte sich eine Art Leblosigkeit und Hoffnungslosigkeit wieder. Dahingegen hatte ich keinerlei wertende Assoziationen beim Lesen der Überschrift, denn diese machte einen neutralen Eindruck auf mich und ich erwartete eher eine biologische Betrachtung des Tieres. Es scheint so, als existiere der Panther nur noch als Schatten seiner selbst und sei innerlich kaum noch am Leben. Im Folgenden werde ich analysieren, ob dies stimmt und inwiefern durch sprachliche Mittel zu diesem Eindruck beigetragen wird. 2. Annäherung von außen Das gegebene Gedicht hat drei Strophen mit jeweils vier Versen, welche im Präsens geschrieben und sehr gleichförmig sind. Jede Strophe hat einen Satz, welcher sich über diese vier Verse erstreckt. In diesen drei Strophen wird die äußere Erscheinung des Panthers beschrieben, von der ich später auf sein Inneres schließen werde. Die Beschreibung umfasst Blick, Gang und Wahrnehmung des Tieres. In der ersten Strophe werden der müde Blick des Tieres und die Illusion, es gäbe nichts mehr außerhalb der Gefangenschaft, beschrieben. Thema sind somit die äußere Gefangenschaft, der Freiheitsentzug und der begrenzte räumliche Bereich, in dem sich der Panther bewegen kann. In der zweiten Strophe wird der Gang und die Prächtigkeit des Panthers dargestellt, dessen Willen allerdings gebrochen und nicht mehr nutzbar ist. Der Verlust seines natürlichen Wesens und damit eine Selbstentfremdung stehen im Vordergrund. Die letzte Strophe befasst sich noch einmal mit dem Blick des Panthers, jedoch wird hier schon mehr als nur die äußerliche Betrachtung beschrieben: Die wahrgenommenen Bilder erreichen zwar sein Herz, doch erlöschen dort. Von der Wahrnehmung durch die Augen über den Willen bis hin zum Herz erstreckt sich über die drei Strophen eine 1 Steigerung der Intimität und des Wissens über das Innenleben des Panthers, was mit einer Erhöhung des Wahrnehmens von innerer und äußerer Gefangenschaft einhergeht. Es gibt abwechselnde männliche und weibliche Kadenzen, was für die ständige gleichförmige Bewegung des Panthers in seinem Käfig steht. Das Reimschema Kreuzreim steht ebenfalls hierfür und verstärkt den Eindruck der Monotonie. Als allgemeines Versmaß kann ein fünfhebiger Jambus genannt werden. Nur der letzte Vers besitzt vier Hebungen. Dies könnte das Erlöschen des Bildes im Herzen und somit das Schwinden des Lebenswillen des Panthers symbolisieren. Der Rhythmus ist eher schleppend, was vor allem in der ersten Strophe die Wirkung der unendlich scheinenden Stäbe verstärkt. Es ist zu bemerken, dass das Wort "Panther" lediglich im Titel des Gedichts auftaucht. Im Gedicht selbst werden nur noch Pronomen wie "er" und "sein" verwendet. 3. Sprachliche Analyse Im ersten Vers liegt beim "Vorübergehn der Stäbe" eine Personifikation vor, welche die Passivität des Panthers im Vergleich mit der Außenwelt verdeutlicht. Im Gegensatz zu ihr kann er nicht selbst für sich sorgen, ist machtlos und hat keinen eigenen Willen - nicht einmal über sein eigenes Futter kann er aufgrund seiner Gefangenschaft bestimmen. Des Weiteren wird sogar des Panthers Blick personifiziert (V. 2), was den Panther noch lebloser erscheinen lässt, da nur diese einzelne Eigenschaft noch beschrieben werden kann. Die Repetiti "Stäbe" (V. 1, 3 f.) und "tausend" (V. 3 f.) sowie die Enjambements (V. 1-2, V. 3-4) und die ä-Assonanz "Stäbe", "hält" (V. 2) und "gäbe" (V. 3) illustrieren eine Verlangsamung. Es wird durch die Wiederholungen der Eindruck von einem sich im-Kreise-Drehen und einer zähen Eintönigkeit erweckt. Das sich im-Kreis-Drehen deutet genau wie der Ausdruck, "daß er nichts mehr hält" (V. 2), schon auf die zweite und dritte Strophe hin. Die Verwendung all dieser rhetorischen Mittel lässt den Leser von Anfang an die Perspektive des Tieres einnehmen. In Vers fünf findet man eine Alliteration bei den Wörtern "Gang geschmeidig" und "starker Schritte" hervor. Auf diese Art werden die Kraft und Eleganz des Panthers illustriert, welche in einem starken Kontrast zu dem "müden" Blick in der ersten Strophe steht und somit den negativen Eindruck der Gefangenschaft verstärkt. Außerdem gibt es einen gewissen Verfall des eigentlichen Wesens. Außerdem wird die Vielseitigkeit des Tieres durch die Adjektive "weich", "geschmeidig” und “stark" (V. 5) beschrieben. Die Geschmeidigkeit des Gangs wird sprachlich durch die Aneinanderreihung der Wörter "Gang geschmeidig starker" verwirklicht, da die Worte auf eine gewisse Art ineinander überfließen und "geschmeidig" in zwei Hälften unterteilt werden kann: "ge" und "schmeidig". Die erste Hälfte gehört noch zur Wiederholung des Lautes "g", die zweite schon zu "sch". Diese positiven Attribute des Panthers werden durch den Superlativ und die Hyperbel "im allerkleinsten Kreise" (V. 6) entkräftet, was dem Leser die Fatalität der Gefangenschaft zu Augen führt. Der Vergleich "wie ein Tanz von Kraft" um "eine Mitte" (V. 7), welche ein "betäubt[er...] große[r] Wille" ist (V. 8) referiert sich auf die bereits erwähnten Kreisbewegungen. In diesen kommt der Panther aber niemals zur Mitte, was seine Hoffnungslosigkeit und Frustration zeigt, denn er kann die Mitte trotzdem immer sehen, ist aber unfähig, ihr näher zu kommen. Die inhaltliche Komplexität wird durch das Paradoxon "betäubt ein großer Wille" weiterhin erhöht, da dies zeigt, dass selbst, wenn die Mitte erreicht werden würde, der Wille, welcher eigentlich "groß" ist und damit den in den vorherigen Zeilen erwähnten Eigenschaften des Panthers entspricht, momentan aber "betäubt" ist und somit nicht normal wirken kann. 2 Die Metapher "Vorhang der Pupille" (V. 9) erinnert an ein Theaterstück, womit eine gewisse Verfremdung und Verringerung der Lebhaftigkeit bewirkt wird. Diese Leblosigkeit wird auch durch das Wortfeld der Stille, hier repräsentiert durch "lautlos" (V. 10) und Stille" (V. 11), gezeigt. Die Personifikation, das "Bild" "geht" aktiv "hinein" (V. 10) erhöht noch einmal, wie in der ersten Strophe, die Passivität des Panthers. Dass die "Glieder angespannt" (V. 11) sind, zeigt die mentale und physische Auslastung und den Schmerz des Panthers. Im letzten Vers erreicht das aufgenommene Bild das Herz - der einzige Begriff in diesem Gedicht, welches etwas Wärme impliziert - doch hier "hört [es] auf zu sein" (V. 12). Das letzte bisschen Wärme, der letzte Funken Hoffnung ist also auch gestorben. Der Abbruch der Empfindung wird auch durch das vorzeitige Enden des fünfhebigen Metrums im letzten Vers signalisiert. Bemerkenswert ist zudem, dass bei der Wahrnehmung des Bildes nicht der Kopf, sondern alleinig der Körper involviert ist. Dadurch wirkt es so, als habe der Panther keinen richtigen Geist mehr, und obwohl man denkt, die Leblosigkeit könne nicht mehr verstärkt werden, kann am Ende nicht einmal der Körper die Wahrnehmung aufrechterhalten. Die These der ersten Strophe, "daß er nichts mehr hält" (V. 2), wird hier bestätigt. Insgesamt lässt sich sagen, dass es sehr viele sprachliche und inhaltliche Vorausdeutungen auf die folgenden Strophen oder Wiederaufnahmen von Motiven von vorhergehenden Abschnitten des Gedichts gibt. 4 Gedankengang und Motivgefüge In diesem Gedicht werden in der dritten Person das Äußere sowie das Innere des Panthers beschrieben. Das lyrische Ich tritt völlig in den Hintergrund, sodass der Leser den Eindruck hat, der Panther spräche selbst oder die Gedanken des Panthers und des Lesers gingen ineinander über. Über das gesamte Gedicht hinweg gibt es eine Steigerung des Hoffnungs- und Ausweglosigkeit: Zu Anfang wird die Isolation von der Außenwelt dargestellt und am Ende gibt es sogar eine gewisse Abspaltung des Panthers zu seinen eigenen Empfindungen. Als gegensätzliche inhaltliche oder motivische Paare sind zu nennen die Absenz von Wärme bzw. die Kälte, die über das gesamte Gedicht hinweg beschrieben wird, gegenüber der Wärme, die kurz durch das Herz symbolisiert wird, sowie der Kontrast von Ermüdung durch die Gefangenschaft und eigentlicher Eleganz, Stärke und Sanftheit des Panthers. In dieser Analyse definiere ich nun als Hauptmotiv die Leblosigkeit, ausgeprägt unter Anderem durch Betäubung und Müdigkeit. Diese ist in der ersten Strophe sehr stark vorhanden. In der darauf folgenden Strophe wird sie kurz mit positiven Eigenschaften durchbrochen, doch der letzte Vers endet hier auch wieder mit dem der Betäubung. In der letzten Strophe gibt es wieder einen kleinen Lichtblick, doch wie jede Strophe endet sie mit einer Verdeutlichung der Leblosigkeit, hier sogar mit einem Erlöschen der Wahrnehmung im Herzen. Man kann also festhalten, dass es insgesamt, abgesehen von zwei positiven Einschüben, eine Steigerung der Leblosigkeit bis hin zum Erlöschen gibt. 5. Abstraktion: Gedankengehalt In diesem Abschnitt möchte ich verstärkt auf die symbolische und interpretative Bedeutung einzelner Motive und Inhalte des vorliegenden Gedichts eingehen. Dieses Gedicht befasst sich zwar zunächst mit der äußeren Gefangenschaft des Panthers, doch diese ist untrennbar mit der inneren verbunden, wie es durch die Verwobenheit der einzelnen Strophen miteinander und den zahlreichen inhaltlichen und sprachlichen 3 Verbindungen und Zusammenhänge klar wird. Die innere Gefangenschaft fungiert hier als Spiegel der äußeren Umstände. Durch diese Gefangenschaft entsteht das Motiv der Leblosigkeit, welche sich als Passivität aufgrund von Betäubung, Eintönigkeit durch ein langsames sich-im-Kreise-drehen, und Kälte äußert. Diese Absenz von Wärme kommt daher, dass das Herz offensichtlich keine Funktion mehr verfolgt, da der Blick darin erlischt, und der Panther somit nicht mehr wirklich existiert. Eng hiermit hängt das Motiv des Verfalls des eigentlichen eigenen Wesens zusammen: Der im zweiten Abschnitt beschriebene Tanz steht für Lebensfreude und die Fähigkeit, Gefühle auszudrücken. Diese Lebenskraft wird jedoch durch den betäubten Willen unterdrückt. Dass der Blick des Panthers Herz nicht erreicht, zeigt außerdem eindrucksvoll die Abspaltung des Panthers von seinen eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen. Des Weiteren ist der Aspekt der Isolation, eng verbunden mit der inneren Gefangenschaft gegenüber der Außenwelt, unbedingt zu nennen. Da das Auge des Tieres verhängt ist, wird seine Wahrnehmung blockiert und eine Abschirmung von der Außenwelt bewirkt. Es dringen also keine Reize in ihn ein, kommen aber auch nicht aus ihm heraus. Jegliche Art von Kommunikation ist hier unmöglich. Untrennbar verbunden mit den fehlenden Wahrnehmungen ist die Eingeschränktheit der Handlung. Zuletzt ist zu nennen die Gefangenheit des eigenen Blicks im Panther selbst. Letzterer ist sozusagen nicht nur der Gefangene im Käfig, sondern auch sein eigener Gefangene. Die anfangs aufgestellte Leithypothese, der Panther existiere nur noch als Schatten seiner selbst und sei innerlich kaum noch am Leben, kann mit Hinblick auf das das gesamte Gedicht durchziehende Motiv der Leblosigkeit vollkommen bestätigt werden. 6. Abrundung: Das Gedicht als Spiegel Im Folgenden gehe ich auf die Aussage des Gedichts ein, wie sie für die heutige Menschheit noch bedeutungsvoll ist. Dabei erfolgt eine Übertragung der vorangegangenen Interpretation auf den Menschen und die heutige Gesellschaft allgemein. Der Panther wird als Symbol für ein lebendes Wesen, hier der Mensch, verstanden. Die Gefangenheit des Panthers kann man mit einer Haftstrafe im Gefängnis oder einer anderen physischen Gefangenschaft vergleichen. Diese haben wie im Gedicht auch innere, also psychische Folgen für die Gefangenen. Solche Lebensbedingungen sind in der heutigen Welt leider noch alles andere als unüblich und durch das Gedicht könnten Menschen dazu angeregt werden, kritisch zu hinterfragen, in welchen Institutionen, Situationen und an welchen Orten solche Bedingungen noch vorherrschen. Dann könnte nach Lösungen gesucht werden. Auch kann diejenige Seite, die die Macht über die Gefangenen hat, empathisch die Gefühle und Situation des Gegenübers nachvollziehen zu versuchen. Doch der eigentliche Erfolg des Gedichtes liegt wohl darin, dass sich viel mehr Menschen als nur die in Gefängnissen, Psychiatrien etc. Eingesperrten damit identifizieren können, da diese Gefangenschaft Parallelen zum alltäglichen Leben aufweist und auf andere Ebenen als nur die physische Festnahme übertragen werden kann. Beispielsweise werden jedem Menschen von der Geburt an durch die Gesellschaft Zwänge und Verpflichtungen auferlegt, doch auch er selbst kann sich solche Zwänge schaffen und sich in seinem Alltag immer nur im Kreis drehen. Im Gegensatz aber zu der physischen Gefangenschaft und der des Panthers ist die eigene Befreiung hier aber nicht unmöglich. Vielmehr wird durch das Gedicht die daraus resultierende innere Leere und Leblosigkeit gezeigt. Da der in seinen eigenen Verhaltensweisen und Gedankengängen gefangene Mensch jedoch theoretisch selbst dazu fähig ist, seine Lage zu verändern, kann Der Panther hier als ein Appell dienen, den eigenen 4 Käfig des Alltags bewusst wahrzunehmen und sich von ihm nicht länger gefangen nehmen zu lassen beziehungsweise ihn zu überwinden. Der Panther im Gedicht dient hier als Gegenbeispiel, das eine Motivation dafür ist, nicht so zu werden wie er. Nicht zu vergessen ist auch das grundlegende menschliche Bedürfnis nach Freiheit, welches in Rilkes Gedicht thematisiert wird. Ein ständiges Kreisen um Gedanken oder festgefahrenen Strukturen ist nicht sinnvoll und manchmal ist ein Ausbruch hieraus nötig. Besonders bei Jugendlichen kann man dieses Phänomen, anders sein, etwas Neues zu erleben zu wollen und gegenwärtige Strukturen infrage zu stellen, beobachten. Um den Interpretationshorizont zu erweitern und Deutungsansätze zu bestätigen, wäre es auch interessant, die Reaktion der Leser auf die Erstveröffentlichung des Gedichts zu untersuchen und herauszufinden, inwiefern die Verhältnisse in Zoos und Tiergärten kritisiert werden. Auf einer weiteren psychologischen Ebene kann das Gedicht als Beschreibung einer dissoziativen Episode wahrgenommen werden. Die Abspaltung von eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen sowie die innere Leblosigkeit ist hier der Kernpunkt. Eine solche Untersuchung des Gedichts würde allerdings den Rahmen dieser Ausarbeitung sprengen, weshalb ich darauf verweise, dass es meiner Meinung nach sinnvoll wäre, dieses Gedicht unter heutigem psychologischen und wissenschaftlichen Kenntnisstand mit Hinblick auf dissoziative Abwehrmechanismen des Körpers und Geistes zu untersuchen. Abschließend wird nun erläutert, inwiefern Der Panther typisch für seine literarische Epoche und die Schreibweise des Autors ist. Das vorliegende Werk ist ein Dinggedicht. Diese Gedicht thematisieren lebendige und leblose Objekte, Kunstgegenstände, Situationen oder Vorgänge. Die Bezeichnung wurde 1926 von einer Studie des Germanisten Kurt Oppert geprägt und es häufen sich Werke insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das Objekt, in dem untersuchten Fall ein Lebewesen, wird objektiviert erfasst und beschrieben, das heißt ohne subjektive Deutung. Das lyrische Ich tritt dabei in den Hintergrund, sodass der Eindruck entsteht, das Ding spräche über sich selbst. Dies ist, wie analysiert, hier der Fall. Die Erfahrungen des Dichters mit dem Ding fließen unbewusst oder bewusst in Gedichte dieser Art ein, was zu einer Spannung zwischen Objekt- und Subjektbezug beziehungsweise zwischen imaginativer Betrachtung und Gegenstandstreue führt. Zudem gibt es den Versuch, eine tiefere Wahrheit hinter den Dingen zu entdecken. Wichtig zu erwähnen ist außerdem die Spannung zwischen symbolischer und realistischer Darstellung. Dies führt zur literarischen Strömung der Moderne des Symbolismus, welcher auf dieses Gedicht zutrifft. Ziel ist hier, eine Welt der Schönheit im Gegensatz zu einem klaren Sinn und Sachlichkeit zu kreieren. Dinggedichte sind oft dieser Strömung zuzuordnen, da hinter dem Ding oft eine Symbolik steht, die zu verstehen ausschlaggebend für das Verstehen des gesamten Werkes ist. Die charakteristische Eigenschaft von Rilkes Dingdichtung, ein Äußeres in ein Inneres zu verwandeln, findet sich klar im Panther wieder. Dieses Gedicht ist charakteristisch für seine Schreibweise vor 1907/08, da er sich mit seinen neuen Gedichten vom Symbolismus ab- und dem poetischen Ding zuwandte. Quellen Seite „Dinggedicht". In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. November 2020, 07:41 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dinggedicht&oldid=205153743 (Zuletzt abgerufen am 14. November 2020, 16:28, Jugenheim) Seite "Der Panther". In: Deutschland-Lese. Von Uta Plisch. URL: https://www.deutschland-lese.de/index.php?article_id=294 (Zuletzt abgerufen am 14. November 2020, 16:30, Jugenheim) 5