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22.5.2023
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@diedamilernzetteln Deutsch Klausur 11.2 1. Epochen 1.1. Aufklärung Die Epoche der Aufklärung¹ betrifft ungefähr den Zeitraum von 1720 bis 1800. Die zentrale Entwicklung war das Streben nach Freiheit und Vernunft. Jeder Mensch sollte seinen Verstand gebrauchen und sich so aus seiner eigenen Unfreiheit befreien. Die Vertreter der Aufklärung kamen vor allem aus dem Bürgertum und lebten in ganz Europa. Viele von ihnen setzten sich gegen vorherrschende Machtverhältnisse ein. Dieses Bestreben führte letztendlich zur Französischen Revolution. Das Symbol der Aufklärung ist das Licht: Auf Französisch heißt die Epoche deshalb siècle des Lumières (Jahrhundert der Lichter) und auf Englisch enlightenment (Erleuchtung). Das Licht der Erkenntnis soll im übertragenen Sinne Licht ins Dunkel des Mittelalters bringen. Die Aufklärung wird deshalb auch oft als Anbruch der modernen Zeit angesehen. 11.2 • Geschichte: vergangene Kriege und Glaubenskonflikte, Säkularisierung, Absolutismus, Verstädterung und Emanzipation des Bürgertums • Weltbild: selbstbestimmtes Individuum, Erziehbarkeit des Menschen, Abschaffung der Ständegesellschaft, Bürgerrechte, Freiheit, Toleranz • Themen: menschlicher Verstand, kritisches Denken • Literatur: Vermittlung der aufklärerischen Ideale, Erziehung, Nützlichkeit, hauptsächlich Dramen • Vertreter: Lessing, Gottsched, Wieland, Kant, Rousseau, Voltaire Folgen: Säkularisierung, Französische Revolution, weitere Aufstände ● ¹ Quelle: https://studyflix.de/deutsch/aufklarung-epoche-3524 Deutsch @diedamilernzetteln 1.2. Sturm und Drang Der Sturm und Drang2 ist eine Literaturströmung, die zeitlich in die Epoche der Aufklärung fällt und im deutschsprachigen Raum von 1765 bis 1790 andauerte. Sie war hauptsächlich unter jungen Schriftstellern aus dem Bürgertum verbreitet, die sich gegen den...
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extremen Vernunftglauben der Aufklärung stellten. Die Autoren strebten nach einem gefühlsbetonterem Weltbild und verlangten mehr künstlerische Freiheit für ihre Werke. Regeln und Konventionen der Literaturgattungen ignorierten sie aus Prinzip und vertrauten auf ihr eigenes Genie, das die eigenen Ideen frei und ungezwungen formulieren konnte. • Einordnung: parallel zur Aufklärung und zur Empfindsamkeit • Geschichte: Deutsches Reich aus kleinen Einzelstaaten wird allmählich zentraler verwaltet, Bürger in Verwaltungs- und in wirtschaftlich wichtigen Berufen, bürgerliches Selbstbewusstsein, Gegenreaktion zur Aufklärung, Nationalismus • Weltbild: Emotionen wichtiger als reine Vernunft, Auflehnen gegen gesellschaftliche Regeln, Kritik an adeliger Alleinherrschaft und Fremdbestimmung, Ausschöpfen des eigenen Genies, Selbstbestimmung und freier Wille • Themen: Gefühle, Leidenschaft für Natur, Kunst, Heimat, der tragische Held, das Originalgenie • Literatur: Dramatik am beliebtesten, aber auch Lyrik und Epik wichtige Vertreter: Goethe, Schiller, Stolberg, Herder, Schubart, Klinger, Lenz 11.2 ● 1.3. Weimarer Klassik Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) • Umzug nach Weimar 1775 → Freundschaft mit Herzog August • tätig in Regierungsämtern (Bergwerk, Finanzen, Verwaltung) • verliebt sich in Charlotte Stein; heimliche Liebschaft • nebenbei literarische Arbeiten → 1786: Auszeit in Italien; Zeit für mehr Werke • neue Liebhaberin; nach 17 Jahren und Sohn August dann die Ehe • ab 1790er Freundschaft mit Schiller (gemeinsame Ansicht der Ereignisse in Frankreich nach 1789) 2 Quelle: https://studyflix.de/deutsch/sturm-und-drang-epoche-3532 Deutsch @diedamilernzetteln Friedrich Schiller (1759-1805) • Dichter, Philosoph, Dramatiker, Lyriker und Historiker • 1794-1796 Freundschaft mit Goethe (Wettkampffreundschaft/ • Jura dann Medizin Studium • Idealismus befürworteteres gegenseitige Motivation) Wichtige Werke: Iphigenie auf Tauris (1787) - Goethe - Wallenstein (1798/99) - Schiller • Maria Stuart (1800) - Schiller • Wilhelm Tell (1804) - Schiller • Alceste (1773) - Wieland • Briefe zur Beförderung der Humanität (1793-97) - Herder • Die Marquise von O..(1808) - Kleist Merkmale und sprachliche Besonderheiten: • einheitliche und geregelte Sprache • formale Ordnung, Symmetrie • Stichomythie (=häufiger Redewechsel innerhalb eines Dramas) • Sentenz (=kurz formulierte, allgemein gültige Aussage) • häufigste Gattung => Drama - Balladen kamen auch oft vor 11.2 1.4. Romantik Definition: Die Romantik-Epoche fällt in die Zeit von 1795 bis 1840. Ihre Vertreter beschrieben das Innenleben ihrer Figuren, anstatt sich mit den äußeren, gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Umständen zu beschäftigen. Sie waren enttäuscht von den verlorenen demokratischen Werten der Französischen Revolution. Deutsch Die Romantik ist eine Epoche, die zwischen 1795 und 1840 verbreitet war. Die Menschen hatten damals mit großen historischen Veränderungen wie der Industrialisierung und der Französischen Revolution zu kämpfen. Als Reaktion darauf und als Protest gegen die kwärtsgewandten Ideale der Klassik beschäftigten sich die Romantiker mit dem Inneren des Menschen, seinen Gefühlen und seiner Beziehung zur Natur. Erste Versuche, das Unterbewusstsein zu verstehen finden sich in der damaligen Literatur wieder. Gleichzeitig verehrten die Romantiker aber auch das Mythische und Märchenhafte des Mittelalters. @diedamilernzetteln . ● Zeitraum: 1795-1840 Einordnung: zwischen Aufklärung und Realismus Geschichte: Französische Revolution, Aufklärung, Napoleons Eroberung Europas, Auflösung und Wiederherstellung des Heiligen Römischen Reiches, Verlust neu gewonnener demokratischer Werte, Industrialisierung, bürgerliches Selbstbewusstsein; Beginn in Deutschland und Großbritannien, dann weltweite Verbreitung Weltbild: Rückzug von der als bedrohlich wahrgenommenen, äußeren Welt ins innere Gefühlsleben der Figuren 11.2 Themen: der Einzelne und seine Emotionen, Träume und das Unterbewusste, das Fantastische, Natur, Heimat Literatur: Lyrik am beliebtesten, aber auch Epik, dafür weniger Dramatik Wichtige Vertreter: Novalis, Tieck, Hoffmann, Schlegel, Brentano, Arnim, Grimm, Eichendorff 1.4.1. Historische Hintergründe der Romantik • 1804-1814: Napoleon → Krieg in Europa • 1806: Auflösung des Heiligen römischen Reiches deutsche Nation • 1814/1815: Wiener Kongress → Neustrukturierung Europas →→ Restauration (Rückkehr zu den Werten von vor der französischen Revolution) • 1819: Karlsbacher Beschlüsse →→ Einschränkung von Grundrechten → Deutsche Gebiete im massiven politischen, sozialen und ökonomischen Umbruch → Paralell ab ca. 1830: einsetzende Industrialisierung 2. Stilmittel Allegorie: Sinnbild, Gleichnis: Verbildlichung eines Abstraktums (Das Rad des Schicksals) Alliteration (Stabreim): gleicher Anlaut bei mehreren Wörtern (mit Mann und Maus) Allusion: Anspielung Anakoluth: Satzbruch ("Er erfindet eine Zeitung, welche, wenn man sie gelesen hat, ist man satt.") Deutsch 4 @diedamilernzetteln 11.2 Anapher: Wiederholung des gleichen Anfangswortes ("Ihr unsterblichen Seelen. Ihr, die ihr nicht...") Antithese: Entgegenstellung (Alle reden vom Wetter. Wir nicht.) Apostrophé: direkte Anrede einer nicht anwesenden Person oder Sache (,,Herrgott!") Aposiopese: Abbrechen der Rede inmitten eines Satzes Asyndeton: Unverbundenheit: Aneinanderreihung ohne Konjunktion (Alles rennet, rettet, flüchtet) Contradictio in adiecto: Ein sich logisch widersprechendes Wortpaar aus Substantiv und Adjektiv (siehe auch Oxymoron) Chiasmus: syntakt. Überkreuzung zweier an sich parallel gebauter Satze ("Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben." Goethe) Chiffre: Geheimzeichen, Verschlüsselung: reduzierte Symbole ("Mit allen Augen sieht die Kreatur nur das Offene." Rilke) Ellipse: Auslassung eines syntaktisch notwendigen Satzgliedes (Je schneller, desto besser!) Epipher: Wiederholung eines Satz- oder Wortendes, vgl Anapher Epitheton ornans ,,schmückendes Beiwort" ein an sich überflüssiges Adjektiv (,,weißer Schimmel") Emphase: Verdeutlichung/ Verstärkung einer Aussage durch besondere Hervorhebung bzw. Betonung. Das Gemeinte wird dabei nicht konkretisiert, sondern durch allgemeine Begriffe ersetzt. Euphemismus: beschönigende Umschreibung einer unangenehmen Sache (statt sterben: entschlafen) Figura etymologica, auch Polyptoton: Wortwiederholung in verschiedenen Flexionsformen (in den höchsten Höhen, eine Grube graben) Hendiadyoin: Bildung eines Begriffs durch zwei oder mehrere einzelne Wörter Hyperbel: Übertreibung (Er hat einen Mund wie ein Scheunentor.) Deutsch 5 @diedamilernzetteln Hypotaxe: kunstvoll geschachteltes Satzgefüge (vgl. Parataxe!) Interjektion: kurzer Einwurf, ähnlich einer Exclamatio (Ausruf): oh / ach, herrje! 11.2 Ironie: Form des uneigentlichen Sprechens (Gegenteil gemeint): eine schöne Bescherung Katachrese: Bildbruch (Der Zahn der Zeit hat schon manche Träne getrocknet.) Klimax (f.): kunstvolle Steigerung (Es dauerte Tage, Wochen, Monate, ja Jahre.) Litotes (f.): Bejahung durch doppelte Verneinung, Milderung des Gesagten (nicht unschön) Metapher: Bildliche Bezeichnung (Flussbett; dunkler Klang; gipfeln) Metonymie: Umbenennung, z.B.: ein Teil steht für das Ganze, pars pro toto (im Goethe gelesen) Motiv: sich wiederholende, vorgeprägte typische Handlungsteile Onomatopoesie /-pöie: Lautmalerei bei Wortbildungen (knistern, ächzen, sausen) Oxymoron: Kopplung einander widersprechender Wörter (bittersüß, Helldunkel, beredtes Schweigen) Palindrom: Rückwärtige Lesbarkeit eines Wortes, oft in Wortspielen Parataxe: Satzreihe: Reihung von Hauptsätzen pars pro toto: Ein Teil steht für das Ganze: Umschreibung einer Sache durch einen Begriff, der eigentlich nur für einen Bestandteil dieser Sache steht (Unterkategorie von Synekdoche) Paradoxon: Widersprüchlichkeit, Scheinwiderspruch (Einmal ist keinmal) Parallelismus: Gleichbau mehrerer Sätze, Verse, Strophen ("Gottes ist der Orient! Gottes ist der Okzident!" Goethe) Parenthese: Einschub (Das war - kurz gesagt - seine Meinung) Personifikation: Belebung eines Dinges oder Abstraktums ("Es kam die Nacht und blätterte..." Rilke) Deutsch @diedamilernzetteln 11.2 Periphrase: Ersetzen eines Begriffs durch Worte, die ihn beschreiben. Oft beschönigend Pleonasmus (Redundanz): das doppelte Ausdrücken einer Sache (weißer Schimmel) Rhetorische Frage: Frage, auf die keine Antwort erwartet wird (Was ist gewisser als das Ende?) Polysyndeton: Mehrfache Aneinanderreihung gleichwertiger Satzteile mittels Konjunktionen Sentenz: kurzer Denkspruch (Humor ist, wenn man trotzdem lacht.) Symbol: Wahrzeichen, Merkmal: bildhafter Ausdruck (Kreuz, Adler, Flagge) Synästhesie: Zugleichempfindung: Mischung mehrerer Sinnesgebiete (Farbhören) Synekdoche: Begriffsvertauschung: ein Teil steht für das Ganze ("Dach" für Haus) s. Metonymie Synonymie: Kombination sinnverwandter Wörter (Es gibt kein Ende, keinen Ausgang) Tautologie: Paarung von bedeutungsähnlichen Begriffen derselben Wortart, wobei beide Begriffe denselben Sinn vermitteln; die Begriffe können auch identisch sein. Trikolon: Einheit aus drei gleichartigen Blöcken, meist als Klimax (Veni, vidi, vici!) Vergleich: Verbindung eines gemeinsamen Gehalts zweier Bereiche (stark wie ein Löwe) Zeugma: Verbindung mehrerer Nomen durch ein Verb, das sinngemäß aber nicht zu allen passt (Ich heiße Schmidt und Sie herzlich willkommen! Er hob den Blick und ein Bein 'gen Himmel.) Zitat: Übernahme und Verwendung wörtlich wiedergegebener Äußerungen als Beleg für die eigene Auffassung (... wie Goethe seinerzeit schon sagte: "Es irrt der Mensch, solang er strebt.") Deutsch 7 @diedamilernzetteln 11.2 3. Grundlagen der Linguistik für eine sprachliche Analyse von Texten 1.1.Lexik: Varietäten der Sprache • Dialekte zeichnen sich dadurch aus, dass sie gegenüber der Standardsprache lexikalische, syntaktische und grammatikalische Besonderheiten besitzen können. Dabei variieren sie innerhalb der Region, in der sie gesprochen werden und weisen regionale Färbungen auf. • Dem entgegen steht das Hochdeutsche, das sich der Standardsprache annähert und allen Sprechern aus Nachrichten, Film und Fernsehen bekannt ist. • Soziolekte sind von außersprachlichen Faktoren (Alter, Herkunft, sozialer Status, Einkommen, Wohnort, etc.), beeinflusst. Darüber hinaus wird sich mit der Frage beschäftigt, welche gesellschaftliche Bedeutung Sprache hat und warum Sprecher verschiedener Soziolekte untereinander Werturteile fällen und sich gegenseitig sozial kategorisieren und voneinander ab- bzw., ausgrenzen. Jugendsprache ist eintypisches Beispiel für einen Soziolekt, z.B. cringe, haten. Mit Blick auf Dialekte und Soziolekte wird klar, dass es eine Vielzahl von Sprachgruppen und Sprachindividuen gibt, auf die viele Faktoren zutreffen. So kann es Dialektsprecher aus verschiedenen soziokulturellen Räumen geben. • Eine Unterform des Soziolekts wäre die Fachsprache, die sich durch ein Spezialvokabular für einen bestimmten Themenbereich auszeichnet (z.B. Medizin, IT). Umgangssprache ist keine Standardsprache, sondern eine weitgehend akzeptierte und überregional gesprochene Sprache. Im Konzept der Umgangssprache vermischen sich soziale und regionale Aspekte, wodurch die Umgangssprache eine Zwischenstellung zwischen Dialekten, Standardsprache und Soziolekten einnimmt. Als Sammelbegriff kann in der Umgangssprache allerdings alles das zusammengefasst werden, was sich zwischen Standardsprache und Nicht Standardsprache befindet in Abhängigkeit tatsächlicher (gesprochener) Sprach normen und umgangssprachlicher Elemente, die nicht der Standardsprache entsprechen, z.B. mal statt einmal, dran statt daran, drauf statt darauf. • Gossensprache bezeichnet grob unflätige Sprache, die nicht in jedem Kontext sozial akzeptiert ist, weil sie stark beleidigend wirken kann, z.B. Arsch, Fick dich. Häufig gebrauchte Fremdwörter können sich nach und nach den deutschen Schreibregeln angleichen. In diesen Fällen sind oft sowohl die eingedeutschten (integrierten) als auch die nicht eingedeutschten Schreibungen korrekt zB. Frisör oder Friseur, Photographie oder Fotografie, Portmonee oder Portemonnaie. Neben den ins Deutsche als Neologismen übernommene Fremdwörter gibt es aber auch fremdsprachige Ausdrücke, die nicht gewohnheitsmäßig im Deutschen verwendet werden und daher vermutlich auch nicht von jedem verstanden werden. Deutsch 8 @diedamilernzetteln • Auffällig könnte auch die Wortbildung sein: Die deutsche Sprache ist sehr kreativ. Durch Aneinanderfügen lassen sich unzählige Komposita (Singular: Kompositum) bilden, z.B. Donaudampfschiffahrtskapitänsmütze. Eine andere Möglichkeit ist die Derivation, die Ableitung von Begriffen, z.B. frei, be-frei-en, Frei-heit. Auch so lassen sich viele Neologis zeugen, z.B. der Apfel braunte langsam. 11.2 1.2. Syntax: Vielfalt des Satzbaus • Einerseits können Sätze nach ihrer Funktion unterschieden werden: Fragesätze, Aussagesätze und Ausrufesätze. • Dann gibt es als große Kategorien Hauptsätze und Nebensätze. • Nebensätze lassen sich noch grob untergliedern in Relativsätze und Adverbialsätze. • Adverbialsätze lassen sich noch einmal in acht Bereiche unterteilen: Adversativsatz, Finalsatz, Kausalsatz, Konditionalsatz, Konsekutivsatz, Konzessivsatz, Modalsatz und Temporalsatz. (Auf https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/adverbialer- nebensatz-tvpen-arten-unterschiede findet ihr hierzu noch einmal Erklärungen.) • Die Kombination aus Hauptsätzen bzw. die Aneinanderreihung von Hauptsätzen nennt man Satzreihe oder Parataxe. Tritt dies in einem Text überwiegend auf, bezeichnet man die Syntax als hautsächlich parataktisch. ● Dahingegen bezeichnet man die Kombination aus Hauptsatz und Nebensätzen als Satzgefüge bzw. Hypotaxe. Verwendet man also viele Satzgefüge, ist es ein vorwiegend hypotaktischer Satzbau. • Grundsätzlich kann man Syntax auch nach Länge und Komplexität beurteilen, z.B. schlichter vs. verschachtelter Satzbau. • Satzbau kann besonders stilistisch betonend eingesetzt werden, z.B. Inversion (Umkehrung der üblichen Reihenfolge), Ellipse (Weglassen eines notwendigen Satzglieds), Anakoluth (grammatikalischer Satzbruch), bei Gedichten auch Enjambement (Zeilensprung), Parallelismus (gleichförmiger Satzbau), Chiasmus (grammatikalisch überkreuzter Satzbau), Anapher (gleicher Satzanfang), Epipher (gleiches Satzende), etc. → Nach einer beschreibenden Kategorisierung der Lexik und Syntax muss auch eine Interpretation in Bezug auf die Wirkung erfolgen Deutsch 9 @diedamilernzetteln 1.3. Stilistik Mit der konzentrierten Anwendung dieser wenigen Tipps kannst du das Niveau deines Aufsatzes deutlich steigern. Auch wenn die inhaltliche Gestaltung natürlich ausschlaggebend für die Gesamtleistung ist, sind Sprache und Stil die Qualifikationen, die aus einem guten Aufsatz einen herausragenden machen. A. Variation der Wortwahl Um zu häufige Wortwiederholungen zu vermeiden, solltest du darauf achten, Synonyme zu benutzen. In direkt aufeinanderfolgenden Sätzen sollte die Wiederholung desselben Wortes bzw. eines anderen Begriffes desselben Wortstammes unbedingt vermieden werden. 11.2 Negativbeispiel: Der Verfasser erklärt seine Meinung. Diese Erklärung fällt sehr langatmig| und kompliziert aus. Mögliche Synonyme zu erklären": aufzeigen, ausführen, darlegen, definieren, entwickeln, veranschaulichen, erörtern, konkretisieren, auslegen, begründen, deuten, rechtfertigen, in Worte fassen, artikulieren, verbalisieren, begreiflich machen. Beim Korrekturlesen unbedingt auf Wortwiederholungen achten und die Begriffe variieren! B. Variation der Syntax Wie bei der Wortwahl gilt auch beim Satzbau, dass Variationen kennzeichnend für einen guten Stil sind. Diese besteht aus folgenden Aspekten: • Satzlänge • Parataxe/ Hypotaxe Verwendung unterschiedlicher Nebensatzarten (Relativ-, Adverbial-, Subjekt-, Objekt-, Partizipial-, Infinitivsätze) Satzgliedreihenfolge • Verwendung von Parenthesen Beim Korrekturlesen unbedingt auf Vollständigkeit der Sätze (keine Ellipsen), mögliche Satzbrüche und rhetorische Fragen achten. C. Klarheit der Bezüge Bei Inhalt zusammenfassenden Passagen ergibt sich häufig das Problem, dass bei Personen des gleichen Geschlechts unklare Bezüge auftreten können, da zB. das Personalpronomen ,,er" nicht eindeutig zugeordnet werden kann. Dies kann durch Nennung des einen Namens und die Ersetzung des anderen durch ein Pronomen vermieden werden. Deutsch 10 @diedamilernzetteln Vorsicht: diese/r/s: näher vs. jene/r/s: entfernter z.B. Tom hat Jerry schon immer gehasst. Dieser (Jerry) hatte jenen (Tom) permanent geärgert. 11.2 D. Verwendung von sprachlichen Markierungen und Konnektoren Benutze bewusst sprachliche Konnektoren, um deinen Text zusammenhängend zu gestalten. Außerdem verleihst du dem Fließtext dadurch zusätzlich eine Gliederung, die es dem Leser erleichtert, Aspekte zu einem Oberpunkt zuzuordnen. Gerade bei argumentativen Aufsatzarten ist eine sprachliche Strukturierung sehr wichtig, da du somit deinen Gedankengang darlegst. • Konsekutive Konnektoren (Folgen) Sodass, so, deshalb, deswegen, daher, darum, aus diesem Grund • Konklusive Konnektoren (Schlussfolgerungen) Folglich, demnach, somit, weshalb, weswegen • Konditionale Konnektoren (Bedingungen) Wenn, falls, sofern, bei Konzessive • Konnektoren (Einschränkungen) Obwohl, obschon, auch wenn, zwar - aber, allerdings, jedoch, dabei • Adversative Konnektoren (Gegensätze) Während, dagegen, im Gegensatz zu, doch, vielmehr, indes, sonst, ansonsten, andernfalls Disjunktive Konnektoren (Ausschluss) Weder - noch, geschweige denn, oder Aufzählende/ auch • zeitliche Konnektoren Und, auch, sowie, zuerst, zu Beginn, außerdem, anschließend, darüber hinaus, nicht zuletzt, schließlich, erstens - zweitens, zum einen - zum anderen • Wiederholende Konrektoren Nochmals, noch einmal, erneut, wiederholt • Betonende Konnektoren Insofern, ohnehin, ohnedies, sowieso, mur, sogar, vor allem, besonders, zumal ● E. Sprachliche Prägnanz Zu einem guten Stil gehören drei wesentliche Punkte: Prägnanz, d.h, die Kürze des Geschriebenen/ Gesagten, • Präzision, d.h. das sprachlich möglichst exakte Abbilden des Gemeinten und • Abstraktion, d.h. die Bündelung eines Sachverhaltes in einen Oberbegriff Vermeide lange Sätze, in denen du nur simple Sachverhalte unnötig weit ausführst. Diese Gedanken solltest du abstrahieren. Komplexere Sachverhalte dagegen sollten auch entsprechend ausführlich bzw. verständlich dargelegt werden. Deutsch 11 @diedamilernzetteln Verkürzungen erreichst du durch Partizipien, Nominalisierungen sowie die Verwendung von treffenden Adjektiven und Adverbien. Für die sprachlich-stilistische Gestaltung ist das konzentrierte und kritische Korrekturlesen ungeheuer wichtig. Dabei solltest du auch keine Scheu vor größeren Eingriffen haben. Wenn ganze Passagen neu geschrieben werden, dann unbedingt den alten Text sauber, durchstreichen, eine deutlich nummerierte Fußnote (keine Symbole!) verwenden und am Ende des Aufsatzes den neuen Textabschnitt hinzufügen. Korrekturlesen bedeutet Textoptimierung und ist ein sehr wesentlicher Bestandteil des Schreibens! 11.2 4. Epikanalyse 2.1. Checkliste Epikanalyse mit Gliederung A Einleitung B Analyse und Interpretation .... von ..... I. UNTERSUCHUNG VON INHALT UND AUFBAU 1. Zusammenfassung des Inhalts (sachlich und neutral, möglichst prägnant, ohne Interpretationen) 2. Beschreibung des Aufbaus ► Erzählphasen (Exposition, Spannungssteigerung mit erregendem Moment, Höhe- und Wendepunkt, Spannungsabfall mit retardierendem Moment, Spannungslösung) ► Erzählstrategien (z.B. Erklärungen, Verwirrungen, Täuschungen, Spannungsaufbau, etc.) II. ANALYSE DER ERZÄHLERISCHEN UND SPRACHLICHEN GESTALTUNG 1. Darstellung der erzählerischen Mittel ►Textart (z.B. Märchen, Sage, Parabel, Kurzgeschichte, Erzählung, Novelle, Roman) ► Erzählerposition (stark, schwach) ► Erzählform (Ich-Form, Er-Form) Erzählverhalten • auktorialer Erzähler personaler Erzähler • neutraler Erzähler • Mischformen ● Deutsch 12 @diedamilernzetteln ▸ Komponenten der erzählten Geschichte ► Raumgestaltung (z.B. konkrete Orte, symbolische Bedeutung, Innenwelt) ► Zeitgestaltung (Verhältnis von Erzählzeit zu erzählter Zeit, z.B. zeitdeckend, zeitraffend, zeitdehnend; Rückblenden, Vorausdeutungen) 11.2 ►Figurendarstellung (äußere Merkmale, Eigenschaften, Einstellungen, Einflussfaktoren, Beziehungen zur Umwelt/ Figurenkonstellationen) ►Darbietungsweisen ► Erzählerbericht (z.B. Darstellung von Geschehensabläufen, Beschreibungen von Figuren u.ä., Erklärungen) ►Figurenrede (z.B. direkte Rede, indirekte Rede, erlebte Rede, innerer Monolog) 2. Darstellung der sprachlichen Mittel ►Syntax (Satzarten, Satzstrukturen, rhetorische Mittel des Satzbaus, etc.) ► Lexik/ Wortwahl (häufig vorkommende Wortarten, Wortfelder; spezieller Wortschatz) ► Stilmittel ► Klanggestalt (Rhythmus, Lautsymbolik) ►Sprachstil (eigener Charakter des Textes, Stilebenen, Verhältnis von Stil zu Sozialstruktur) III. INTERPRETATION (z.B. nach Themen/ Motiven, Zeitbezug, Konflikte, Deutung von Verhaltensweisen/ Psychologisierung der Figur(en)) IV. ZUSATZAUFGABE (z.B. Motivvergleich, Epocheneinordnung, Einordnung in das Gesamtwerk des Autors, Biographiebezug, zeitgeschichtliche Bezüge, etc.) C Schluss Deutsch 13 @diedamilernzetteln Unterschiede zur Dramen- und Lyrikanalyse: ► Aufbau ► erzählerische Mittel Vorteile der Epikanalyse: ►umfassendere, verständlichere Texte lassen tendenziell weniger Raum für Fehlinterpretationen ► klar umrissener Analysekatalog, man kann vieles strukturiert abarbeiten ► häufig moderne Texte ohne konkreten Epochenbezug (bzw. bei Gegenwartsliteratur ist Epochenbezug meist normales Allgemeinwissen) 2.2. Interpretation von epischen (narrativen) Texten 1. Allgemeine Untersuchungsbereiche • Textentstehung: biografische Einflüsse, historisch - kulturelle Einflüsse Textdarstellung: Inhalt, Gestaltung, Ideengehalt • Textwirkung: Autorenintention, Lesererwartung, Rezeption 2. Aufgabenschwerpunkte • Textform (-sorte, -art) • Formale Gestaltungsmittel, Sprache und Stil ● Figurendarstellung Raum-, Zeitgestaltung Motivik, Ideengehalt • Epochen- bzw. Zeitbezug 11.2 3. Aufgabenart • Textanalyse/ Texterschließung: Einen Text nach sachlich beschreibbaren und überprüfbaren Fakten systematisch zu untersuchen. Der Text wird dabei in Teile zerlegt, deren Kenntnis zum Verständnis des Ganzen, des Gesamtzusammenhangs und der Wirkungsabsicht notwendig ist. • Ziel: Verständnis der grundlegenden Aussage des Textes Deutsch 14 @diedamilernzetteln • Vorgabe: häufig detaillierte Fragen z.B. nach Handlungsverlauf, Figurenkonzeption und den erzählerischen wie sprachlichen Gestaltungsmitteln. Werden keine Arbeitsanweisungen geliefert, geht man auf Inhalt, Aufbau, gattungsspezifische Gestaltungsmittel, Sprache, Figuren, Raum –und Zeitgestaltung, Epochenbezug und ggf. Intention und Wirkung ein. • Textinterpretation: Bei der Interpretation folgt auf die Erschließung die Deutung des Textes. Die Textuntersuchung erfährt damit eine Vertiefung. Die Deutung verbindet die Ergebnisse der Einzeluntersuchungen miteinander. • Zu beachten: Jede Deutung enthält einen subjektiven Anteil, der argumentativ durch den Text abgesichert sein muss, dennoch aber Akzentuierungen bietet, denen ein anderer Interpret nicht zu folgen braucht. wichtigste Interpretationsmethoden: Werkimmanente Methode ► Werkübergreifende Methoden: ▸ Geistesgeschichtliche Methode ► Literatursoziologische Methode ▸ Psychoanalytische Methode 4. Aufgabenstellungen • Fassen Sie den Inhalt des folgenden Textes zusammen. • Beschreiben Sie den Inhalt. • Beschreiben Sie den Aufbau/ Spannungsaufbau. • Untersuchen Sie die sprachlichen Mittel im Hinblick auf ihre Funktion Zeigen Sie, wie Erzählweise und sprachliche Gestaltung die Textaussage stützt. • Interpretieren Sie ... (→ Schwerpunkte aus Spezifik des Textes selbstständig ableiten) • Deuten Sie ... • Beurteilen Sie ... 5. Methodisches Vorgehen ● 11.2 Arbeitsschritte: • Erfassen der Aufgabenstellung • mehrfaches Lesen des Textes, Textmarkierung Textuntersuchung, Auflisten der Fakten (Stoffsammlung) Gliederung Ausführung, Reinschrift der Gliederung Deutsch 15 @diedamilernzetteln Überprüfen Sprachliche Gestaltung der Darstellung: • Sachstil (Eindeutigkeit, Fachsprache) Gewandtheit, Variabilität, Korrektheit (Rechtschreibung, Grammatik) • Präsens 11.2 6. Fachbegriffe der Epik • Erzähler: Die epische Darstellung wird durch einen Erzähler bestimmt. Dabei handelt es sich um eine vom Autor geschaffene fiktive Figur. Autor und Erzähler sind also nicht identisch. • Eine vom Autor erfundene Figur, wird oft namentlich nicht genannt. • Bestandteil des Textes, gibt die Geschichte aus seiner Perspektive wieder. • Seine Wertvorstellungen, Gefühle, Vorlieben und Abneigungen dürfen nicht mit denen des Autors gleichgesetzt werden. Bsp: Walter Faber = Ich - Erzähler in M. Frischs Roman ,,Homo faber" Erzählform: • Er-/ Sie Form (3. Person) • Ich Form (erzählendes Ich, erlebendes Ich) Erzähl(er)verhalten (EV): • auktoriales EV - ,,persönlich anwesender" Erzähler, der den Ablauf der Ereignisse kennt, sie überblickt und gleichsam ,,allwissend" ist, steht außerhalb greift in Erzählvorgang ein durch: Kommentare zu den erzählten Vorgängen, Reflexionen, Urteile über Personen und deren Verhalten, Ansprachen an den Leser personales EV - Erzähler wählt seinen Standpunkt mitten zwischen Handlungen und Ereignissen, scheint aber zurückzutreten, da keine eigenen Kommentare schlüpft in eine oder auch abwechselnd in verschiedene Personen und erzählt aus deren Perspektive - sieht und hört jeweils nichts anderes als die entsprechende Person neutrales EV - Erzähler tritt ganz und gar zurück, bleibt „neutral“ Deutsch 16 @diedamilernzetteln Erzählvorgänge werden sachlich berichtet, tragen sich sozusagen selbst vor, oder aber das Erzählen besteht darin, dass Gespräche der Figuren ohne Zwischenbemerkungen des Erzählers wiedergegeben werden (,,szenisches Erzählen“/ direkte Rede) • Beziehungen zwischen Erzähler, Erzählform und Erzählverhalten Ich-Erzähler personal Erzähler auktorial Deutsch Er/ Sie-Erzähler personal Erzählperspektive: = Sichtweise des Erzählens Innenperspektive • Jede Distanz zum erzählten Geschehen fehlt. • Gefühle und Empfindungen werden unmittelbar erfahrbar. • uneingeschränkte Innensicht für alle Personen: Er/Sie - Erzähler • nur eigenes Innenleben, aber nicht das anderer Personen: Ich - Erzähler Außenperspektive neutral 11.2 • beschreibt einen Standort, von dem der Leser - gelenkt durch die Erzähler - Figur - auf das Geschehen blickt skeptisch-schwankend • distanziert →→ humorvoll, ironisch, kritisch, ablehnend, verurteilend Darbietungsformen des Erzählens: Der Erzähler behält das Wort • bewirkt Distanz zum erzählten Geschehen steht jedem Erzähler zur Verfügung Erzähl(er)haltung: Erzähler nimmt zum erzählten Geschehen und zu den Personen eine bestimmte Haltung ein: • zustimmend • neutral 17 @diedamilernzetteln • Erzählerbericht und -beschreibungen • Reflexionen und Kommentare des Erzählers Die Figuren kommen zu Wort Figurenrede: direkte Wiedergabe, z.B. szenisches Erzählen/ direkte Rede - indirekte Wiedergabe (indirekte Rede) • Bewusstseinsstromtechnik (Stream of consciousness) - innerer Monolog - erlebte Rede 7. Komposition epischer Texte Handlungsstränge Haupthandlung: können parallel nebeneinander herlaufen (relative Gleichrangigkeit), können aber auch unterschiedliches Gewicht haben ● 11.2 • Nebenhandlung • äußere Handlung: Darstellung sichtbarer Vorgänge und Geschehnisse • innere Handlung: Darstellung der geistigen, seelischen und moralischen Entwicklung einer Figur • Rahmenhandlung: können sich ergänzen, gegenseitig erhellen oder im Kontrast zueinander stehen 8. Figuren/ Personen der Handlung Figurenkonstellation: Beziehung der Figuren zueinander und untereinander • Anzahl der Figuren, deren Position und Funktion im Beziehungsgeflecht (soziale Herkunft, hierarchische Beziehungen, Freunde/ Gegner, Generationszugehörigkeit, partnerschaftliche Verbindungen etc.) Beziehungsentwicklung Figurencharakterisierung • Direkte Charakterisierung - durch den Erzähler, der sie vorstellt, beschreibt, ihr Verhalten bewertet, ihre Beziehung zu anderen Figuren erläutert, ihre intellektuellen Fähigkeiten und ihre emotionalen Kräfte einschätzt usw. - durch andere Figuren, die über sie sprechen, sie loben, kritisieren, mit anderen vergleichen oder aber sie ignorieren Deutsch 18 @diedamilernzetteln - durch Selbstäußerungen - entweder in Worten oder durch Gedankenwiedergabe (z. B. durch inneren Monolog) • Indirekte Charakterisierung durch die Beschreibung ihres Verhaltens oder durch die Darstellung ihres Äußeren (Kleidung, Frisur, Gesamteindruck u.a.) 9. Raumgestaltung Raumfunktionen • Handlungsraum > Raum, der den Bedingungsrahmen für die Handlungen der Figuren bildet, z.B. eine bestimmte Stadt • Lebensraum Raum, indem sich die Figuren bewegen. Von ihrem Lebensraum sind die Figuren positiv oder negativ geprägt, möglicherweise sind sei dort aufgewachsen, haben dort Familie, Freund, ihren Arbeitsplatz dient oft der Charakterisierung von Figuren 11.2 • Gedankenraum ► Raum, den der Autor oder seine Figuren durch ihre Wünsche, Träume oder Illusionen entstehen lassen irreal, fantastisch, märchenhaft Stimmungsraum > Raum, an den eine bestimmte die Handlung tragende Stimmung geknüpft ist • Kontrastraum > Raum, der in inhaltlichem und assoziativem Gegensatz zu einem anderen steht • Symbolraum > Raum mit einer symbolischen Bedeutung, die nicht mit seiner wirklichen Bedeutung identisch sein muss Raummotive: Räume können als Motive verwendet werden. Ihre symbolische Bedeutung ist mehrdeutig und oft widersprüchlich. Häufig vorkommende Beispiele: Raummotiv Symbolische Bedeutung Feld Fenster Deutsch Ort außerhalb der Zivilisation, Rückzugsraum, Ort von Entscheidungen Begrenzung zwischen drinnen und draußen, Freiheit, Sehnsucht nach ferne und Unabhängigkeit 19 @diedamilernzetteln Raummotiv Haus, Wohnung Gebirge Symbolische Bedeutung Schutz, Geborgenheit, Enge Gewalt der vom Menschen unberührten Natur, Assoziationsraum für Freiheit und Entgrenzung 10. Zeit und Zeitgestaltung Die Untersuchung der Zeit in epischen Texten stellt die Fragen nach der Epoche, in der das Werk verfasst wurde, nach der Zeit, in der die fiktive Geschichte spielt und nach der Zeit, in der das Werk gelesen bzw. interpretiert wird. Erzählzeit und erzählte Zeit EZ (Erzählzeit) = Zeitdauer des Erzählens bzw. Lesens ez (erzählte Zeit) = Zeitdauer des erzählten Vorgangs Relationen zwischen EZ und eZ: - EZ ist kleiner als eZ: Der Inhalt kann viele Jahre umfassen, während der Lesevorgang nur wenige Stunden dauert → Zeitraffung/ zeitraffendes Erzählen - EZ entspricht der eZ: v.a. bei der direkten Rede; das Sprechen der fiktiven Figuren benötigt die gleiche Zeit, die der Leser zum Lesen braucht → Zeitdeckung/ zeitdeckendes Erzählen - EZ ist größer als eZ: Darstellung eines schnell ablaufenden Vorganges in allen Einzelheiten; Erfassen gleichzeitig ablaufender Geschehnisse → müssen nacheinander erzählt werden → Zeitdehnung/ zeitdehnendes Erzählen Rückblick/ Rückblende und Vorausdeutung Vorausdeutungen können: - einen Ausblick auf den weiteren Handlungsverlauf geben - die Spannung des Lesers erhöhen - den Blick des Lesers auf eine bestimmte Handlung lenken Rückblicke/ Rückblenden können: 11.2 - ein früheres Geschehen nachtragen durchgezielte Fokussierung die Handlung erläutern - für das Verständnis des Textes hilfreich sein Übersicht zum Umgang mit Kurzprosa Erster Schritt: Formulierung eines ersten, vorläufigen Textverständnisses Deutsch 20 @diedamilernzetteln 11.2 . Bereits das erste Lesen eines Textes hinterlässt bestimmte Eindrücke: Man hat eine Vorstellung von den Personen und ihren Beziehungen zueinander, von eventuellen Konflikten und ihren Ursachen, und man kann auch meistens ganz allgemein sagen, ob einem der Text gefallen hat oder nicht. Diese ersten vagen Vorstellungen steuern das Textverständnis; daher ist es ratsam, sie sich bewusst zu machen und stichwortartig zu notieren. Zweiter Schritt: Textanalyse • Das vorläufige Textverständnis kann durch eine genauere Untersuchung untermauert oder aber korrigiert werden. Man kann einen Erzähltext mit Hilfe der folgenden Fragen analysieren: Wer ist der Erzähler der Geschichte? Handelt es sich um einen Ich-Erzähler oder einen Er- Erzähler? Was ist das Thema des Textes und welches sind seine zentralen Motive? - Welche Figuren kommen vor und in welcher Beziehung stehen sie zueinander? - Wie sind Ort, Zeit, Milieu und Atmosphäre der Geschichte gestaltet? - Was sind die entscheidenden Handlungen oder Ereignisse? Wie ist der Handlungsablauf? - Wie ist die Erzählung aufgebaut? Gibt es z.B. einen unvermittelten Anfang und ein offenes Ende? - Wie ist die Zeitstruktur der Erzählung beschaffen? Gibt es Rückblenden oder Vorausdeutungen? Wie sind verschiedene Zeitebenen miteinander verbunden?, z.B. durch Assoziationen oder durch ,,Schnitt" wie im Film? - Aus welcher Perspektive wird erzählt? - Wie wird die gesprochene Sprache und wie werden Gedanken einer Person wiedergegeben, z.B. durch direkte oder indirekte Rede, durch inneren Monolog oder erlebte Rede? - Gibt es Besonderheiten in der Sprache, z.B. verschiedene Stilebenen, Metaphern und Vergleiche, Wiederholungen etc.? Dritter Schritt: Zusammenhängende Darstellung • Wenn man eine zusammenhängende schriftliche Interpretation verfasst, nennt man einleitend Autor sowie Titel des untersuchten Textes und fasst dessen Inhalt möglichst knapp zusammen. Im Hauptteil werden die Ergebnisse der Analyse dargestellt, die man anhand von Textstellen belegt. Dabei versucht man, die einzelnen Befunde in ihren Sinnzusammenhängen zu erklären: Was soll mit der gewählten Erzählperspektive bewirkt werden, welche Funktion haben die Sprachbilder? etc. Schluss kann man eine Bewertung des Textes formulieren. In jedem Fall sollte die schriftliche Interpretation gründlich überarbeitet werden. Deutsch 21 @diedamilernzetteln Besonderheiten bei der Textbeschreibung von Romanauszügen - Angaben zu formalen Besonderheiten wie Erzähler, Erzählverhalten, Erzählperspektive etc. und damit Einordnung des Textes in die Gattung ,,Roman“ - Einordnung des Auszuges in den Gesamttext (möglich, wenn Roman bekannt): Vorstellung der hier vorkommenden Figuren, Entwicklungsstand des Geschehens etc. kurze Darstellung der inhaltlichen Schwerpunkte des Auszuges - Angaben zu erzähltechnischen Besonderheiten (z.B. Rückblende, Vorausdeutung, szenisches Erzählen, Erzählerbericht, Beschreibung erlebte Rede etc.) Angaben zur Stilebene des Textes, zu seiner rhetorischen Gestaltung und Syntax - Deutung entsprechend der bekannten Methoden 5. Erörterung 11.2 5.1. Argumentation schreiben 1. Pauschalisierungen vermeiden → Tipp: Keine absoluten Formulierungen verwenden, sondern Raum für Gegenargumente oder Einwände lassen 2. Redundanzen verhindern → Tipp: Jeder Argumentationsschritt muss auch einen inhaltlichen Fortschritt bringen und darf keine Formulierungen wiederholen. Sonst dreht sich das Argument im Kreis. 3. Abrundungen Optimieren Tipp: Auf die kurz- oder langfristigen Folgen dieses Argumentes hinweisen. 4. Aussagen präzisieren → Tipp: Klar benennen, worauf man hinauswill. 5. Sachlich und neutral bleiben Tipp: Auf sachliche und neutrale Formulierungen achten. 5.1. Formulierungshilfen für Erörterungen Einleiten und zum Thema hinführen • Dieser Aufsatz beschäftigt sich mit ... • In diesem Text wird ... behandelt. • Diese Arbeit setzt sich mit ... auseinander. • Die vorliegende Arbeit behandelt die Frage, wie/ob ... • In diesem Aufsatz soll ... dargestellt werden. Deutsch 22 @diedamilernzetteln • Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Frage ... • Der vorliegende Text thematisiert, ... • Dieser Text soll ... beantworten. • In dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass ….. • Dieser Aufsatz möchte... kritisch beleuchten, ... Thesen/Vermutungen aufstellen • Wissenschaftler behaupten/ vertreten die These/ belegen, dass... • Es ist denkbar/könnte sein/scheint, dass ... • An dieser Stelle liegt die Frage nahe, ... • Hier stellt sich die Frage, ... • Dies führt zu der Frage ... • Die Annahme liegt nahe, dass ... Thesen begründen • Wissenschaftler begründen das damit, dass ... • Person XY argumentiert, dass ... • Zur Begründung der These führt Person XY an, dass begründen . Aus diesem Grund ... . Daher ... .... stützt/verdeutlicht/untermauert/ .... bekräftigt die These, dass ... • Ein wesentlicher Grund hierfür liegt bei... • Begründen lässt sich das mit... Beispiele anführen • Person XY führt als Beispiel an, dass ... • Person XY erläutert dies anhand eines Beispiels: • An einem Beispiel lässt sich das verdeutlichen: • Person XY verdeutlicht dies mit einem Beispiel: Beispielsweise ist ... . Deutsch 11.2 23 @diedamilernzetteln • Besonders wurde dabei die Auswirkung von... auf... untersucht. Als Beispiele sollen hier ... dienen. Ein weiteres Beispiel für ... ist ... • Das zeigt sich z.B. daran, dass ... • Das ist u.a. daran zu sehen, dass ... • Als Beispiel kann ... gelten: • Folgende Beispiele verdeutlichen dies: Folgen/ Probleme aufzeigen • ... führt häufig zu Problemen. • Problematisch scheint vor allem ... • Bei der Betrachtung von ... muss berücksichtigt werden, dass ... • Dabei ergeben sich folgende Widersprüche: .... ist nicht eindeutig spezifiziert. • Bedenkt man alle Konsequenzen dieser Entwicklung, ergeben sich folgende Schwierigkeiten: Auf Experten verweisen: • Dies belegen auch weitere Untersuchungen von Person/ Institut XY. • Person XY zufolge ist ... • Person XY kommt zu dem Schluss, dass ... • Person XY beobachtete, dass... • Anhand von Untersuchungen von XY wurde nachgewiesen, dass ... • Befürworter einer solchen Lösung argumentieren/vertreten die Ansicht, dass ... . Aus der Sicht von Person XY ist ... • Person XY ist der Ansicht, dass ... Argumente verknüpfen . Darüber hinaus ... • Erstens ..., zweitens ... . Zunächst ... . Ferner/zudem/außerdem ... • An dieser Stelle ist hinzuzufügen, dass ….. 11.2 Deutsch 24 @diedamilernzetteln • Man sollte außerdem bedenken, dass ... • Hinzu kommt ... . Weiterhin/auch ... • Hier ist außerdem der Gedanke aufzugreifen, dass ... • Ein weiterer Punkt, auf den eingegangen werden soll, ist ... Hier muss ergänzt werden, dass ... Argumente (auch in der Synthese) einschränken . Zwar ..., aber ... • Man muss dabei jedoch berücksichtigen, dass ... • Das gilt jedoch nicht für alle... • Allerdings ... .... wird in diesem Aufsatz nur am Rande behandelt werden. • Man sollte jedoch bedenken, dass ... Schlussfolgern • Daraus ergibt sich, dass ... . Daher/deshalb sollte... • Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ... • Um die Situation X zu verbessern, müsste also ... • Abschließend ist zu sagen, ... Insgesamt zeigt sich, dass ... • Es lässt sich daraus schließen, dass ... • Fasst man die Ergebnisse der Diskussion zusammen ... Angesichts dieser Ergebnisse liegt nun die Schlussfolgerung nahe, dass ... • Betrachtet man ..., kann man zu dem Schluss kommen, dass ... Hieraus ergibt sich die Möglichkeit/Konsequenz, dass... ● Abwägen, gegenüberstellen: . Einerseits..., andererseits ... • Betrachtet man das Ganze jedoch aus einem anderen Blickwinkel, so ... . Auf der einen Seite auf der anderen Seite ... Deutsch 11.2 25 @diedamilernzetteln Zum einen ..., zum anderen ... . Obwohl..., ist ... • Ein weiteres Argument für/gegen ... ist ... Dafür/dagegen spricht, dass ... • Ein wichtiger Grund, der gegen angeführt wird, ist Demgegenüber steht allerdings ... • Im Vergleich/Unterschied/Gegensatz zu ... 5.3. Checkliste für die materialgestützte Erörterung Abschluss-Check: Thema nicht unzulässig eingegrenzt Themenfrage vollständig genannt □ Vollständige Argumentationskette genutzt □ Präzise formuliert □ Wesentliche Fakten, Zahlen und Aussagen zitiert □ Technisch korrekt zitiert Alle Materialien verwendet □ Informationen aus den Materialien miteinander ergänzt □ Eigene Ideen und eigenes Wissen miteingebaut □ Eine wirklich abwägende Synthese geschrieben Deutsch 11.2 26