Die Novelle: Eine einzigartige literarische Form
Die Novelle ist eine faszinierende literarische Gattung, die sich durch ihre besondere Struktur und ihren Inhalt auszeichnet. Sie entstand in Italien zur Zeit der Renaissance und entwickelte sich zu einem eigenständigen Genre ohne formale Vorbilder in der Antike.
Vocabulary: Novelle - vom lateinischen "novus" (neu) und italienischen "novella" (Neuigkeit) abgeleitet, bezeichnet eine literarische Kurzform.
Der Begriff "Novelle" deutet bereits auf den Kern dieser Gattung hin: Sie präsentiert dem Leser etwas Neues, Unerwartetes. Als Wegbereiter für modernes Ideengut und realistische Literatur hat die Novelle einen bedeutenden Platz in der Literaturgeschichte eingenommen.
Highlight: Die Novelle ist länger als die meisten Kurzformen der Literatur, aber kürzer als ein Roman.
Als "Vater der Novelle" gilt Giovanni Boccaccio, dessen Werk "Decamerone" (1335) als stilbildend für die Gattung angesehen wird.
Example: Berühmte Novellen Beispiele umfassen Werke wie Johann Wolfgang von Goethes "Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter" (1795), Heinrich von Kleists "Das Erdbeben in Chili" (1807) und "Die Marquise von O..." (1808), sowie Thomas Manns "Der Tod in Venedig" (1911).
Die Merkmale einer Novelle sind vielfältig und charakteristisch:
- Der Aufbau einer Novelle ist straff und gradlinig, mit einer Hinführung auf einen Höhe- und Wendepunkt.
- Es gibt oft eine Einbettung in eine Rahmenerzählung.
- Leitmotive und Dingsymbole spielen eine wichtige Rolle.
- Die Personenzahl ist gering.
- Die Handlung ist oft nicht zeitlich linear aufgebaut.
- Der Schluss präsentiert das Ergebnis der gesamten Handlung.
Definition: Ein zentrales Merkmal der Novelle ist die Darstellung eines außergewöhnlichen Ereignisses oder einer erstaunlichen Begebenheit, die für den Leser neu ist.
Die Sprache in Novellen ist meist leicht verständlich, wobei die Figurenrede eine wichtige Rolle spielt. Der Erzähler tritt oft in den Hintergrund, während die Äußerungen der Figuren die Handlung vorantreiben. Das Präteritum ist die vorherrschende Zeitform.
Quote: "Die Novelle ist die strenge Form der Prosadichtung." - Paul Heyse, deutscher Schriftsteller und Novellist
Der Inhalt einer Novelle dreht sich typischerweise um einen zentralen Konflikt, der ein tiefes Problem eines Menschen darstellt. Die Charaktere bleiben dabei oft unverändert, während die Handlung eine dramatische Entwicklung nimmt. Ein Wendepunkt, der als Schicksalsschlag fungiert, ist ein weiteres charakteristisches Merkmal.
Die Absichten des Autors bei der Verfassung einer Novelle sind vielfältig, reichen aber oft von reiner Unterhaltung bis zur Darstellung grundlegender menschlicher Eigenschaften und Verhaltensweisen.
Highlight: Der Unterschied zwischen Novelle und Kurzgeschichte liegt hauptsächlich in der Länge und der Komplexität der Handlung. Novellen sind in der Regel länger und haben eine ausgeprägtere Struktur.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Novelle eine einzigartige und faszinierende literarische Form ist, die durch ihre prägnante Struktur, ihren fokussierten Inhalt und ihre tiefgründige Darstellung menschlicher Konflikte besticht. Sie bleibt ein wichtiger Bestandteil der Weltliteratur und bietet Lesern wie Autoren gleichermaßen eine reiche Quelle der Inspiration und des Genusses.