Die textgebundene Erörterung - Grundlagen und Aufbau
Die textgebundene Erörterung ist eine zentrale Methode zur kritischen Auseinandersetzung mit Texten. Sie dient dazu, die Hauptaussagen und Argumentationsstruktur eines Textes zu erfassen und eine eigene begründete Position dazu zu entwickeln.
Definition: Eine textgebundene Erörterung stellt dar, wie ein Text ein Problem aufwirft und erschließt. Dabei sollen die zentrale Problemstellung, der gedankliche Zusammenhang von Thesen, Argumenten und Beispielen sowie die Struktur und sprachlich-rhetorische Gestaltung des Textes analysiert werden.
Es gibt drei Grundtypen der kritischen Texterörterung:
- Begründeter Widerspruch / Kritische Distanzierung
- Teilweise Übereinstimmung
- Begründete Zustimmung
Highlight: Der Grundtyp "Begründeter Widerspruch" zielt darauf ab, die Argumentation des Ausgangstextes zu entkräften und Gegenargumente aufzubauen. Dabei können Thesen in Zweifel gezogen oder ihr Geltungsbereich eingegrenzt werden.
Für die Strukturierung einer textgebundenen Erörterung gibt es verschiedene Modelle:
- Linearer Aufbau: Aneinanderreihung der Argumente für die eigene Position
- Pro-Kontra-Aufbau in Blöcken ("Sanduhr-Prinzip"): Erst Gegenargumente, dann eigene Argumente
- Fortlaufender antithetischer Pro-Kontra-Aufbau ("Ping-Pong-Prinzip"): Wechsel zwischen Gegen- und eigenen Argumenten
Beispiel: Beim "Sanduhr-Prinzip" werden zuerst die Argumente der Gegenseite genannt, dann folgen die eigenen Argumente, die die Gegenposition entkräften. Das stärkste eigene Argument wird dabei zuletzt genannt.
Die textgebundene Erörterung nutzt verschiedene Argumenttypen:
- Faktenargument: Stützt sich auf verifizierbare Tatsachen
- Autoritätsargument: Bezieht sich auf anerkannte Experten
- Normatives Argument: Verknüpft die These mit akzeptierten Wertmaßstäben
- Analogisierendes Argument: Zieht Parallelen zu ähnlichen Sachverhalten
Vocabulary: Ein "indirektes Argument" versucht, die gegenteilige Meinung als unstimmig oder in sich widersprüchlich erscheinen zu lassen.
Abschließend wird im Kontext der textgebundenen Erörterung auch die Beziehung zwischen Sprache, Denken und Wirklichkeit thematisiert. Verschiedene Ansätze wie der sprachliche Relativismus nach Whorf oder der neurolinguistische Ansatz betonen die komplexe Verflechtung dieser Aspekte.
Quote: "Wahrnehmung und Wirklichkeit werden durch das Sprachsystem determiniert." - Benjamin L. Whorf
Diese Grundlagen bilden die Basis für das Verfassen einer gelungenen textgebundenen Erörterung, sei es als Beispiel für die Klasse 10 im Gymnasium oder als Übung für die Klasse 11.