Goethes Faust: Epocheneinordnung und literarische Merkmale
Die Tragödie Faust von Johann Wolfgang von Goethe lässt sich nicht eindeutig einer einzelnen literarischen Epoche zuordnen. Das Werk vereint Elemente der Aufklärung, des Sturm und Drang sowie der Klassik. Das Erscheinungsjahr des ersten Teils 1808 fällt zwar in die Epoche der Klassik, doch die Entstehungsgeschichte erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und literarische Strömungen.
Definition: Der Faust-Stoff verbindet verschiedene literarische Epochen: Die Vernunftorientierung der Aufklärung, die Gefühlsbetontheit des Sturm und Drang sowie das Harmoniestreben der Klassik.
Die Merkmale des Sturm und Drang sind besonders in der Figur des Faust erkennbar. Seine rastlose Suche nach Wissen und Erfüllung, sein Aufbegehren gegen Grenzen und seine starken Gefühlsausbrüche entsprechen dem Ideal des Genies dieser Epoche. Die Gretchentragödie zeigt typische Sturm und Drang Motive wie leidenschaftliche Liebe, gesellschaftliche Zwänge und tragisches Scheitern.
Die klassischen Elemente manifestieren sich in der ausgewogenen Form, der Verwendung des Blankverses und dem Streben nach Harmonie zwischen Vernunft und Gefühl. Die Interpretation des Werkes muss diese verschiedenen Einflüsse berücksichtigen, um der Komplexität gerecht zu werden.