Epigenetische Grundlagen der Traumaweitergabe
Epigenetik ist ein Fachbegriff, der sich aus "Genetik" Vererbungslehre und "Epigenese" EntwicklungvonLebewesen zusammensetzt. Sie beschreibt, wie Umwelteinflüsse die Genaktivität beeinflussen können, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern.
Mechanismen der Epigenetik:
- Genregulation durch An- und Ausschalten von Genen
- Chemische Veränderungen wie Chromatin-Modifikationen
- DNA-Methylierung AnheftungvonMethylgruppenandieDNA
- Regulierung von Zellaktivität ohne Veränderung der Basensequenz
Traumata und epigenetische Veränderungen:
- Posttraumatische Belastungsstörungen PTBS können durch Vergewaltigungen, Unfälle oder Kriegseinsätze entstehen
- Diese Traumata führen zu epigenetischen Veränderungen
- Die epigenetische Signatur wird an folgende Generationen weitergegeben
Wichtiges Konzept: Transgenerationale Traumaweitergabe
Traumatische Erfahrungen können nicht nur psychologisch, sondern auch biologisch an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Dies erklärt, warum Kinder von Traumatisierten ähnliche Symptome zeigen können, ohne selbst das Trauma erlebt zu haben.
Symptome bei Betroffenen:
- Schlafprobleme und Albträume
- Anhaltende Angst und erhöhte Schreckhaftigkeit
- Höhere Anfälligkeit für stressbedingte Krankheiten
In "Im Frühling sterben" wird dieses Konzept literarisch verarbeitet: Der Vater des Erzählers, der im Krieg seinen besten Freund töten musste, leidet unter unbehandelten Traumata. Seine Isolation und sein Alkoholkonsum trotz Krebserkrankung deuten auf eine tiefe Traumatisierung hin. Die epigenetischen Spuren dieses Traumas werden an den Sohn weitergegeben, der besonders in Stresssituationen ähnliche Verhaltensmuster zeigt.
Das biblische Zitat "Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden" S.230 veranschaulicht die epigenetische Weitergabe von Traumata treffend.