Kapitel 1: Eine verhängnisvolle Verwechslung
Der arbeitslose Schneidergeselle Wenzel Strapinski wandert an einem trüben Novembertag nach Goldach. Trotz seiner Armut trägt er einen prächtigen Radmantel und eine polnische Pelzmütze, die ihn vornehm erscheinen lassen. Eine herrschaftliche Kutsche nimmt ihn mit. In Goldach wird er aufgrund seiner Kleidung für einen Grafen gehalten und im Gasthaus "Zur Waage" fürstlich bewirtet.
Charakterisierung: Wenzel Strapinski wird als bescheidener und zurückhaltender Charakter eingeführt, der unfreiwillig in die Rolle eines Grafen gedrängt wird.
Der Wirt des Gasthauses ist besonders darauf bedacht, den vermeintlich hohen Gast zu beeindrucken. Er lässt ein üppiges Festmahl zubereiten, um die Ehre von Goldach zu wahren. Wenzel fühlt sich unwohl in seiner Situation und versucht zunächst, das Lokal zu verlassen. Seine Geste wird jedoch missverstanden, und er wird zum Bleiben gedrängt.
Zitat: "Es solle nicht heißen, dass ein hoher Gast in Goldach hungern müsse - wie es wohl in Seldwyla der Fall sei."
Das Festmahl
Beim Essen zeigt sich Wenzels Zurückhaltung, die von den Anwesenden als adliges Verhalten interpretiert wird. Er isst zunächst nur zögerlich, greift aber bei der Rebhuhn-Pastete beherzt zu. Der Kutscher, der Wenzels Spiel durchschaut hat, setzt dem Ganzen die Krone auf, indem er den Wirtsleuten erzählt, es handle sich um den polnischen Grafen Strapinski.
Beispiel: Die Fehlinterpretation von Wenzels Verhalten zeigt sich darin, dass seine Zurückhaltung beim Essen als Zeichen seiner adligen Herkunft gedeutet wird.
Glücksspiel in erlesenen Kreisen
Die feinen Herren der Stadt treffen ein und umwerben den vermeintlichen Grafen. Sie fahren gemeinsam zum Gut des Amtsrates, wo Wenzel beim Kartenspiel durch Glück gewinnt. Der Buchhalter Melchior Böhni durchschaut Wenzel, behält sein Wissen aber für sich.
Charakterisierung: Melchior Böhni wird als scharfsinniger Beobachter dargestellt, der Wenzels wahre Identität erkennt, aber aus Neugier und Schadenfreude schweigt.