Georg Büchners "Woyzeck" ist ein wegweisendes Drama der deutschen Literatur, das die sozialen Missstände des frühen 19. Jahrhunderts schonungslos aufdeckt.
Das Werk zeigt den tragischen Abstieg des Soldaten Woyzeck, der unter der Last gesellschaftlicher Zwänge und materieller Not zerbricht. Als Versuchsperson des Doktors und Untergebener des Hauptmanns wird er zum Opfer eines Systems, das von Materialismus und sozialer Ungerechtigkeit geprägt ist. Die Gesellschaftskritik manifestiert sich besonders in der Gegenüberstellung verschiedener Weltanschauungen: Der Idealismus der höheren Gesellschaftsschichten steht im krassen Gegensatz zum Materialismus der Unterschicht, der durch existenzielle Nöte bestimmt wird.
Die Figurenkonstellation verdeutlicht die sozialen Machtverhältnisse der Zeit. Während der Hauptmann und der Doktor als Vertreter der privilegierten Klasse Tugend und Moral predigen, wird Woyzeck durch den Determinismus seiner Lebensumstände in den Wahnsinn und schließlich zum Mord an Marie getrieben. Das Erzählverhalten ist dabei durch eine fragmentarische Struktur gekennzeichnet, die die zerrüttete psychische Verfassung des Protagonisten widerspiegelt. Die Szenenanalyse zeigt, wie Büchner durch präzise Gesellschaftsbeobachtung und naturalistische Darstellung eine erschütternde Anklage gegen die sozialen Verhältnisse seiner Zeit formuliert. Besonders in der berühmten fünften Szene wird der Konflikt zwischen Idealismus und Materialismus deutlich herausgearbeitet, als der Hauptmann Woyzeck moralische Vorhaltungen macht, während dieser um sein wirtschaftliches Überleben kämpft.