Expressionismus - Die Epoche des Aufbruchs (1910-1925)
Stell dir vor, du lebst in einer Zeit, in der sich alles rasant verändert - genau das war der Expressionismus! Diese Literatur- und Kunstepoche brach radikal mit bisherigen Vorgaben und bot Künstlern völlig neue, subjektive Ausdrucksmöglichkeiten.
Die expressionistische Lyrik orientierte sich oft an bildlichen Darstellungen und nutzte das Sonett als typische Form. Dieser Gegensatz zwischen strenger äußerer Form und inhaltlichem Aufbruch spiegelt perfekt die gesellschaftlichen Spannungen der Zeit wider.
Zentrale Leitmotive prägen diese Epoche: Die wachsenden Großstädte wirkten gleichzeitig faszinierend und bedrohlich. Das lyrische Ich fühlte sich oft orientierungslos und überwältigt - ein Phänomen, das als "Ich-Zerfall" bezeichnet wird. Menschen verloren sich in den Menschenmassen, Schnelllebigkeit und Traditionsverlust erzeugten Ängste.
Merke dir: Gesellschaftliche Außenseiter wie Prostituierte oder psychisch Kranke wurden zu Metaphern für den formellen Aufbruch der Zeit!
Ab 1914 kam der Krieg als Leitmotiv dazu, der sowohl Schrecken als auch morbide Faszination auslöste. Die intensive Auseinandersetzung mit dem "Weltende" wurde zu einem prägenden Element expressionistischer Dichtung.
Sprachliche Besonderheiten machen expressionistische Gedichte unverwechselbar: Neologismen (Wortneuschöpfungen) wie "ameisenemsig" oder "blink" vermitteln Dynamik und Intensität. Typische Wortfelder umfassen Krieg/Zerstörung (Eruption, Explosion) und Großstadt (Lärm, Verschmutzung). Die Farbmetaphorik schafft starke Kontraste - "lila Quallen" und "bunte Öle" stehen "dunklem Wald" gegenüber. Sprachverknappung und elliptischer Satzbau brechen bewusst mit grammatischen Regeln.