Fünfter Akt: Marias Läuterung und Elisabeths moralische Niederlage
Der letzte Akt zeigt uns Marias letzten Lebenstag und ihre innerliche Wandlung zur "schönen Seele". Trotz der bevorstehenden Hinrichtung ist sie bemerkenswert gefasst, wie Hanna Kennedy ihrem alten Hofmeister Melvil berichtet.
Eine wichtige Enthüllung erfolgt durch Margareta Kurl, die behauptet, ihr Mann habe eine Falschaussage gegen Maria gemacht – ein Hinweis darauf, dass Maria tatsächlich unschuldig sein könnte.
Die Hinrichtungsvorbereitungen werden beschrieben: eine düstere Szene mit versammelter Zuschauermenge. Maria tritt festlich gekleidet auf, geschmückt mit Symbolen des katholischen Glaubens. In einer ergreifenden Szene nimmt sie Abschied von ihren Dienern:
"Sie ist gefasst & tröstet ihre Diener, stellt den Tod als Befreiung & Erlösung im Jenseits dar."
Sie verteilt ihre Besitztümer an ihre Bediensteten und erhält unerwarteten Trost: Melvil hat sich zum Priester weihen lassen, um ihr die letzte Beichte abnehmen zu können. In dieser Beichte schwört Maria, Elisabeth nie nach dem Leben getrachtet zu haben, nimmt das Todesurteil aber als Buße für frühere Vergehen an.
Wichtig: Marias Läuterung und ihre moralische Überlegenheit werden in diesem Akt besonders deutlich. Sie stirbt in Würde, während Elisabeth in moralischer Schuld verbleibt.
Bei ihrer Abholung zur Hinrichtung konfrontiert Maria Leicester mit seiner Feigheit. Er, der nicht einmal den Mut hat, sie anzusehen, bricht zusammen, als er unfreiwillig Ohrenzeuge ihrer Hinrichtung wird.
Elisabeth versucht unterdessen, ihre Verantwortung abzustreiten. Sie tut, als wisse sie nichts von Marias Hinrichtung und verspricht heuchlerisch, den Fall neu untersuchen zu lassen. Als die Wahrheit ans Licht kommt, opfert sie ihre Berater Davison und Burleigh, um sich selbst zu schützen.
Am Ende bleibt Elisabeth allein zurück – zwar politisch siegreich, aber moralisch vernichtet. Leicester hat England verlassen, Shrewsbury legt sein Amt nieder, und Elisabeth muss ihre Niederlage eingestehen.