"Nathan der Weise" ist eines der bedeutendsten Werke der deutschen Aufklärung, das die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Nathan und die komplexen Beziehungen zwischen den drei monotheistischen Religionen behandelt.
Die Haupthandlung dreht sich um Nathan der Weise, einen wohlhabenden jüdischen Kaufmann, der seine Adoptivtochter Recha aufzieht. Nach ihrer Rettung aus einem Brand durch einen Tempelherrn entwickelt sich eine vielschichtige Geschichte über religiöse Toleranz und familiäre Bindungen. Der Tempelherr, dessen wahrer Name zunächst unbekannt bleibt, ist ein junger christlicher Ritter, der vom Sultan Saladin begnadigt wurde. Die christliche Gesellschafterin Daja spielt eine wichtige Rolle als Vermittlerin zwischen den Kulturen und bewahrt ein wichtiges Geheimnis über Rechas Herkunft.
Die Figurenkonstellation ist komplex und zeigt die Verflechtungen zwischen den verschiedenen Religionen. Im 1. Aufzug werden die wichtigsten Charaktere eingeführt und ihre Beziehungen zueinander etabliert. Besonders bedeutsam ist der 3. Auftritt, in dem Nathan von seiner Handelsreise zurückkehrt und von Rechas Rettung erfährt. Die sprachlichen Mittel, besonders in den Dialogen zwischen Nathan und dem Tempelherrn, sind von philosophischer Tiefe geprägt. Der Klosterbruder tritt als wichtige Nebenfigur auf und enthüllt später entscheidende Informationen über die wahre Herkunft der Charaktere. Das Ende des Werks offenbart, dass alle Hauptfiguren miteinander verwandt sind, was durch den Familienstammbaum deutlich wird und die zentrale Botschaft der religiösen Toleranz und menschlichen Verbundenheit unterstreicht.