Stärken und Schwächen der Verfilmung
In ihrer Analyse hebt Sonja M. Schultz die Stärken und Schwächen der Filmadaption von "Der Vorleser" hervor. Sie lobt die erste Hälfte des Films, insbesondere die Darstellung des jungen Michael, der mit "mutiger Offenheit" und einer Mischung aus Selbstbewusstsein und Verstörung gespielt wird.
Kritik übt die Rezensentin an der Darstellung des älteren Michael. Ihrer Meinung nach gelingt es dem Schauspieler nicht, den "echten Schmerz" der Figur zu vermitteln. Besonders bemängelt sie das Fehlen der im Roman so wichtigen Selbstanalyse des Protagonisten, die im Film durch "gefühlige Musik und Sprachlosigkeit" ersetzt wird.
Example: Die spannende Selbstanalyse von Michael Berg wird im Film durch gefühlvolle Musik und Schweigen ersetzt, was die Tiefe des Charakters nicht adäquat wiedergibt.
Schultz kommt zu dem Schluss, dass der Film die "Fülle des schmalen Buches" nicht einfangen kann. Sie erkennt zwar die Bemühungen des Regisseurs an, den Film nicht zu kitschig zu gestalten, kritisiert aber, dass die Inszenierung zunehmend auf Poesie und Rührung setzt.
Definition: Kitsch - übertrieben gefühlvolle, sentimentale Darstellung in Kunst und Literatur
Die Rezensentin betont den Kontrast zwischen der Intention des Buchautors und der filmischen Umsetzung. Während Bernhard Schlink laut Schultz eine "wahre Geschichte" erzählen wollte, die weder glücklich noch traurig macht, tendiert der Film ihrer Meinung nach zu einer gefühlsbetonteren Darstellung.
Highlight: Der Film weicht von der ursprünglichen Intention des Autors ab, eine nüchterne, wahre Geschichte zu erzählen.
Abschließend reflektiert Schultz über den Stil ihrer Rezension und die Zielgruppe. Sie verwendet bewusst anspruchsvolle Sprache und komplexe Satzstrukturen, die sich an eine "etwas ältere" Leserschaft richten. Durch den Einsatz von rhetorischen Mitteln wie Neologismen, Alliterationen und Metaphern verleiht sie ihrer Kritik zusätzliche Tiefe und Ausdruckskraft.