Georg Büchners "Woyzeck" ist eines der bedeutendsten Dramen der deutschen Literatur, das die sozialen Missstände der Vormärz-Epoche schonungslos aufdeckt.
Der Protagonist Franz Woyzeck ist ein armer Soldat, der verschiedenen Autoritätsfiguren ausgeliefert ist. In seiner verzweifelten wirtschaftlichen Lage verdient er sich durch Nebenjobs Geld, unter anderem als Versuchsperson für pseudowissenschaftliche Experimente des Doktors. Seine Beziehung zu Marie wird durch das Auftreten des Tambourmajors zerrüttet, was schließlich in einer Tragödie endet. Die Charaktere im Drama spiegeln die gesellschaftlichen Verhältnisse der Zeit wider: Der Hauptmann verkörpert die bürgerliche Moral, der Doktor den wissenschaftlichen Fortschritt ohne ethische Grenzen, und der Tambourmajor repräsentiert männliche Dominanz und soziale Überlegenheit.
Das Drama, das zwischen 1836 und 1837 entstanden ist, blieb durch Büchners frühen Tod unvollendet. Es thematisiert den Pauperismus - die Massenarmut der vorindustriellen Zeit - und zeigt die verheerenden Auswirkungen sozialer Ungerechtigkeit. Als wegweisendes soziales Drama bricht "Woyzeck" mit den Konventionen des bürgerlichen Trauerspiels, indem es erstmals einen Angehörigen der untersten Gesellschaftsschicht zum tragischen Helden macht. Der historische Kontext des Werks ist geprägt von politischer Unterdrückung, sozialer Ungleichheit und wissenschaftlichem Fortschrittsglauben. Die Figurenkonstellation verdeutlicht die komplexen Machtverhältnisse und sozialen Abhängigkeiten der Zeit. Büchner schuf damit ein zeitloses Werk über menschliche Würde und gesellschaftliche Verantwortung, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat.