Der historische Fall Woyzeck ist einer der bemerkenswertesten Kriminalfälle des frühen 19. Jahrhunderts und diente als Grundlage für Georg Büchners berühmtes Drama.
Johann Christian Woyzeck, ein Leipziger Perückenmacher und ehemaliger Soldat, ermordete 1821 seine Geliebte Johanna Christiane Woost aus Eifersucht. Der Fall erregte großes öffentliches Interesse, nicht nur wegen der brutalen Tat selbst, sondern auch wegen der anschließenden gerichtsmedizinischen Untersuchung durch Dr. Johann Christian August Clarus. Das sogenannte Clarus-Gutachten war eines der ersten ausführlichen forensisch-psychiatrischen Gutachten der deutschen Geschichte und untersuchte detailliert Woyzecks geistige Zurechnungsfähigkeit. Clarus kam zu dem Schluss, dass Woyzeck bei vollem Bewusstsein gehandelt hatte und daher schuldfähig war. Dies führte schließlich zu Woyzecks Hinrichtung 1824 auf dem Leipziger Marktplatz.
Der historische Hintergrund des Falles zeigt deutliche Parallelen zum Drama Woyzeck. Büchner griff viele biografische Details auf: die militärische Vergangenheit, die ärmlichen Lebensumstände und die psychische Instabilität der Hauptfigur. Auch die medizinischen Experimente, denen der literarische Woyzeck ausgesetzt ist, spiegeln den wissenschaftlichen Zeitgeist der Epoche wider. Das Drama wurde zwischen 1836 und 1837 geschrieben, aber erst 1879 uraufgeführt. Die wahre Begebenheit des Falls Woyzeck zeigt die sozialen Missstände der Zeit und die beginnende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit psychischen Erkrankungen. Die Charakterisierung des historischen Woyzeck durch das Clarus-Gutachten lieferte wichtige Einblicke in die damalige Rechtsprechung und Psychiatrie, die bis heute von Bedeutung sind.