Szenenanalyse: Marie und ihre soziale Stellung
In Szene 2 wird besonders Maries schwierige soziale Position deutlich. Ihr nonverbales Verhalten, als sie das Fenster zuschlägt, verrät, dass die Nachbarin Margreth einen wunden Punkt getroffen hat. Marie, als unverheiratete Mutter, wird von ihrem Umfeld abgelehnt und verurteilt.
Die Fremdcharakterisierung durch die Nachbarin wird indirekt bestätigt, als Marie dem Tambourmajor nachschaut. Ihr uneheliches Kind auf dem Arm ist der sichtbare Beweis für ihr gesellschaftlich nicht akzeptiertes Verhältnis zu Männern, besonders zu Soldaten. Sie kann der Nachbarin nicht widersprechen, da die Tatsachen gegen sie sprechen.
Maries Gesang "Soldaten das sind schöne Bursch..." nach dem Gruß des Tambourmajors enthüllt ihre Sehnsucht nach Anerkennung und einem besseren Leben. Sie fühlt sich alleingelassen, da Woyzeck mit seiner verworrenen Art und seinen psychischen Problemen keine Stütze sein kann.
Merke: Marie ist im Woyzeck nicht einfach nur Opfer, sondern eine komplexe Figur, die zwischen gesellschaftlichen Zwängen und eigenen Sehnsüchten gefangen ist. Ihr Frauenbild ist für die damalige Zeit ungewöhnlich vielschichtig dargestellt.