Schuld, Erzählperspektive und Charakterentwicklung
Diese Fehlinterpretationen führen dazu, dass Briony sich als Beschützerin ihrer Schwester sieht. Als Lola vergewaltigt wird, "macht es für Briony Sinn", dass Robbie der Täter ist. Sie ist bereits vor dem eigentlichen Verbrechen überzeugt, dass er ein Vergewaltiger ist.
Die Erzählperspektive wechselt zwischen verschiedenen Charakteren (allwissender Erzähler aus der dritten Person), folgt aber immer einer Person. Das zeigt das zentrale Thema der Missverständnisse und wie subjektiv Wahrnehmung ist. Der Erzähler ist vermutlich Brionys zukünftiges Ich - ein unreliable narrator.
Brionys Entwicklung ist beeindruckend: Mit 13 ist sie unreif und stur, unfähig zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden. Mit 18 wird sie rationaler und versteht langsam ihren Fehler. Mit 77 ist sie von Demenz betroffen, aber entschlossen, die Wahrheit zu offenbaren und Robbie und Cecilia durch ihren Roman ein Happy End zu geben.
Die Schuldfrage ist komplex: Einerseits ist Briony ein Kind mit viel Fantasie, andererseits macht sie bewusst falsche Aussagen bei der Polizei. Robbie und Cecilia hätten vorsichtiger sein können, wussten aber nichts von Brionys Fantasien.
💡 Denkt daran: Die wechselnde Erzählperspektive ist kein Zufall - sie zeigt, wie unterschiedlich Menschen dieselbe Situation interpretieren können.