Überblick: Postkoloniale Erfahrungen und Nigeria

Postkolonialismus beschreibt die langfristigen Auswirkungen der Kolonialzeit auf Kulturen und Gesellschaften - und das ist weit mehr als nur ein historisches Thema. Es geht um die Frage, wie ehemalige Kolonien heute noch mit den Folgen der Fremdherrschaft kämpfen.

Das Britische Empire war vom 16. bis 20. Jahrhundert das größte Kolonialreich aller Zeiten und kontrollierte zeitweise 25% der Weltbevölkerung. Zu den wichtigsten Kolonien gehörten Nordamerika, Australien, Kanada, Indien und große Teile Afrikas - einschließlich Nigeria.

Nach der Unabhängigkeit standen viele ehemalige Kolonien vor riesigen Problemen: Identitätskrisen, schwache Regierungen und wirtschaftliche Abhängigkeit prägten den Übergang zur Selbstständigkeit.

Merke dir: Postkolonialismus ist kein abgeschlossener historischer Prozess, sondern wirkt bis heute nach!

Was ist Postkolonialismus?

Postkolonialismus hat zwei wichtige Bedeutungen, die du kennen solltest. Historisch gesehen markiert er das Ende der Kolonialzeit und den Beginn einer neuen Epoche. Wissenschaftlich untersucht er aber vor allem die postkoloniale Gegenwart - also wie Kolonialismus heute noch nachwirkt.

Das Britische Empire entwickelte sich über Jahrhunderte: Von ersten Erkundungsfahrten unter Heinrich VII. über Kolonien in Nordamerika bis hin zur größten Ausdehnung 1922. Nach dem Ersten Weltkrieg beherrschte Großbritannien ein Viertel der Weltbevölkerung.

Die postkolonialen Schwierigkeiten sind bis heute spürbar. Viele Menschen mussten britische Werte übernehmen, die oft komplett anders waren als ihre eigenen Traditionen. Das führte zu massiven Identitätsproblemen - sie fühlten sich weder als echte Briten noch als Teil ihrer ursprünglichen Kultur.

Zusätzlich hatten viele ehemalige Kolonien Probleme beim Aufbau eigener Regierungen und wurden wirtschaftlich geschwächt zurückgelassen.

Fun Fact: Das Britische Empire war so groß, dass dort buchstäblich "nie die Sonne unterging" - irgendwo war immer Tag!

Nigeria: Grundlagen und Geschichte

Nigeria liegt an der westafrikanischen Küste und ist mit über 206 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Die Hauptstadt Abuja und die Wirtschaftsmetropole Lagos sind die wichtigsten Städte, wobei Englisch als Lingua franca dient - die meisten Nigerianer sprechen aber mindestens zwei Sprachen.

Das Land zeigt krasse Gegensätze: Der arme Norden steht dem wohlhabenderen Süden gegenüber, wo die Häfen bessere Arbeitsmöglichkeiten bieten. Obwohl Nigeria die größte Volkswirtschaft Afrikas hat, leben 70% der Bevölkerung in Armut - über 82 Millionen Menschen mit weniger als einem Dollar pro Tag.

Von den 1840ern bis 1960 war Nigeria britische Kolonie. Die Briten vereinten verschiedene Territorien künstlich zu einem Land und führten das Christentum ein. Nach der Unabhängigkeit 1960 folgten jedoch ethnische Konflikte und 1967-1970 ein blutiger Bürgerkrieg um die Abspaltung Biafras.

Die ethnische Vielfalt mit 250 verschiedenen Völkern prägt das Land bis heute: Igbo im Südosten, Yoruba im Südwesten und Hausa-Fulani im Norden haben jeweils eigene Traditionen und Religionen.

Krass: Nigeria hat eine der jüngsten Bevölkerungen weltweit - das Durchschnittsalter liegt bei nur 18 Jahren!

Nigerias historische Entwicklung

Die Timeline von Nigeria zeigt eine bewegte Geschichte: Vor der Kolonialzeit lebten hunderte verschiedene Völker wie die Yoruba, Igbo und Hausa-Fulani friedlich nebeneinander. In den 1840ern kamen britische Missionare und begannen die Christianisierung vor allem im Süden.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts kontrollierten die Briten ganz Nigeria und vereinigten 1914 alle Territorien zu einer Kolonie. 1956 wurde Öl im Südosten entdeckt - ein Segen und Fluch zugleich für das spätere unabhängige Nigeria.

Nach der Unabhängigkeit 1960 folgte schnell die Katastrophe: 1966 wurden tausende Igbo im Norden massakriert. 1967 spaltete sich die Igbo-Region als "Republik Biafra" ab, was einen dreijährigen Bürgerkrieg auslöste. 1970 wurde Biafra wieder in Nigeria eingegliedert.

Die postkolonialen Probleme setzen sich bis heute fort: 2003 entstand die Terrorgruppe Boko Haram, die vor allem im Norden für Angst und Schrecken sorgt.

Wichtig: Der Biafra-Konflikt ist bis heute nicht vollständig gelöst und schwelt weiter unter der Oberfläche!

Ethnische Vielfalt: Drei Hauptvölker

Nigeria ist eine multiethnische Nation mit über 250 Völkern, aber drei dominieren: die Igbo, Yoruba und Hausa-Fulani. Jede Gruppe hat ihre eigene Sprache, Religion und Traditionen - und das sorgt für richtig spannende, aber auch problematische Unterschiede.

Die Igbo im Südosten sind fasziniert von allem Spirituellen, leben christlich mit afrikanischem Flair und kämpfen für Geschlechtergleichberechtigung. Sie haben eine lange Tradition in Landwirtschaft und Handel, schätzen Fairness und sind als unabhängige Freidenker bekannt.

Die Yoruba im Südwesten (besonders um Lagos) praktizieren sowohl Christentum als auch Islam. Frauen und Männer sind traditionell gleichberechtigt, auch wenn sich das in den Städten noch verstärkt. Politisch werden sie von einem Oba (Herrscher) geführt, der aber nicht absolute Macht hat.

Die Hausa-Fulani im Norden sind mehrheitlich muslimisch und leben noch stark patriarchalisch - Männer haben die Autorität, Frauen gelten oft als Bürger zweiter Klasse. Ihre absoluten Herrscher heißen "Emire" und haben traditionell sehr viel Macht.

Spannend: Diese ethnischen Unterschiede erklären viele der heutigen Konflikte in Nigeria - besonders zwischen Nord und Süd!

Herausforderungen und Nollywood

Nigeria kämpft mit massiven Problemen: 70% leben unter der Armutsgrenze bei einer Lebenserwartung von nur 59 Jahren. Die extrem junge Bevölkerung führt zu Kinderarbeit, weil Familien ums Überleben kämpfen. Dazu kommen ethno-religiöse Konflikte um die Macht im Land.

Boko Haram, die islamistische Terrorgruppe im Norden, sorgt durch Entführungen und Anschläge für Angst - 2014 entführten sie 276 Schulmädchen. Korruption durchzieht alle Bereiche von Polizei bis Bildung, während schlechte Infrastruktur das Land lähmt.

Trotzdem gibt es Hoffnung: Nollywood, Nigerias Filmindustrie, ist seit den 1980ern explodiert und produziert 50 neue Filme pro Woche! Sie ist die zweitgrößte Filmindustrie weltweit - zwischen Bollywood und Hollywood. Die Filme zeigen afrikanische Kultur und Traditionen, haben aber ein riesiges Piraterie-Problem.

Nigeria hat enormes Potenzial: größte Wirtschaft Afrikas, reiche Bodenschätze wie Öl und Gas, talentierte Menschen und eine starke Kreativindustrie. Fast jeder spricht Englisch, was international riesige Vorteile bringt.

Krass: Nollywood verliert jährlich 2 Milliarden Dollar durch Piraterie - mehr als manche Länder insgesamt verdienen!

Der Nigerian Dream und Chimamanda Ngozi Adichie

Der "Nigerian Dream" ist anders als der American Dream: Es geht darum, im eigenen Land erfolgreich zu werden und alle Hindernisse zu überwinden - egal mit welchen Mitteln. Schnell viel Geld zu machen steht im Mittelpunkt, weil Geld als Schlüssel zu einem erfüllten Leben gilt.

Das Problem? Dieser Traum führt oft zu mehr Korruption und Kriminalität, was Nigeria in einen Teufelskreis stürzt. Trotzdem zeigt er die Entschlossenheit der Menschen, ihr Land voranzubringen.

Chimamanda Ngozi Adichie verkörpert eine andere Version dieses Traums. Die 1977 geborene nigerianische Autorin aus einer Igbo-Familie wurde international berühmt und gilt als eine der wichtigsten Stimmen Afrikas.

Mit 19 ging sie in die USA, studierte an Top-Universitäten wie Johns Hopkins und Yale. Ihre Romane wie "Half a Yellow Sun" (2006) und "Americanah" (2013) sind in über 30 Sprachen übersetzt. Besonders bekannt wurde ihr TED-Talk "We Should All Be Feminists" (2014).

Adichie zeigt, dass der Nigerian Dream auch durch Bildung, Kreativität und internationalen Erfolg erfüllt werden kann - ohne Korruption.

Inspiration: Adichie beweist, dass man als Nigerianer*in weltweit erfolgreich sein kann, ohne seine Wurzeln zu vergessen!