Das Gottesbild Martin Luthers
Martin Luthers Gottesbild durchlief im Laufe seines Lebens eine bedeutende Entwicklung. Anfangs war es von Angst geprägt, was typisch für die damalige Zeit war. Die Menschen fürchteten Gott und das "Jüngste Gericht" und glaubten fest an ein Leben nach dem Tod im Paradies oder in der Hölle.
Highlight: Luthers anfängliche Gottesfurcht spiegelte die allgemeine religiöse Stimmung seiner Zeit wider.
Diese Angst vor Gott führte der Legende nach dazu, dass Luther während eines schweren Sturms gelobte, Mönch zu werden. Er fürchtete, vom Blitz erschlagen zu werden und wollte sich so retten. Als Mönch führte Luther ein hartes Leben, was zu seiner Einstellung passte, dass man in Demut vor der Gnade Gottes leben sollte.
Example: Luthers Gelübde, Mönch zu werden, zeigt, wie tief die Gottesfurcht in der damaligen Gesellschaft verwurzelt war.
Durch intensives Bibelstudium entwickelte Luther jedoch eine neue Sichtweise. Er kam zu der Überzeugung, dass Gott denjenigen gegenüber, die sich bemühen, gute und demütige Menschen zu sein, kein strafender, sondern ein gnädiger Gott sei. Diese Erkenntnis führte zu einem grundlegenden Wandel in seinem Gottesbild.
Quote: "Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der von der Erde bis an den Himmel reicht." - Martin Luther
Luther vertrat die Meinung, dass man sich nicht vor Gott fürchten müsse und dass denjenigen vergeben würde, die ihre Sünden aufrichtig bereuen und sich bemühen, nach Gottes Worten zu leben. Um allen Menschen den Zugang zu Gottes Worten zu ermöglichen, übersetzte Luther die Bibel in verständliche deutsche Sprache.
Vocabulary: Gnade - Die unverdiente Zuwendung und Barmherzigkeit Gottes gegenüber den Menschen.
Interessanterweise glaubte Luther nicht nur an Gott, sondern auch an den Teufel. Dies zeigt sich in der Legende vom Tintenklecks auf der Wartburg, wo Luther angeblich ein Tintenfass nach dem Teufel warf. Sein Gottesbild umfasste also auch den Kampf zwischen Gut und Böse.
Die Nächstenliebe war ein weiterer wichtiger Aspekt in Luthers Gottesbild. Er sah sie als direkte Folge der Gnade Gottes und als Ausdruck des christlichen Glaubens. Im Gegensatz dazu lehnte Luther die damals populären "Ablassbriefe" entschieden ab, da sie seinem Verständnis von Gottes Gnade widersprachen.
Definition: Ablassbriefe - Dokumente, die gegen Bezahlung von der Kirche ausgestellt wurden und angeblich die Vergebung von Sünden garantierten.
In Luthers Augen konnte nur Gott, nicht aber der Papst oder die Kirche, den Menschen vergeben. Daher empfand er die Ablassbriefe als Sünde und setzte alles daran, andere von seinem Gottesbild zu überzeugen. Diese Überzeugung war ein wesentlicher Auslöser für die Reformation und führte zu einer grundlegenden Veränderung des religiösen Denkens in Europa.