Die soziale Frage im 19. Jahrhundert war eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen ihrer Zeit. Johann Hinrich Wichern spielte dabei eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Lösungsansätzen der sozialen Frage.
Als Gründer des "Rauhen Hauses" in Hamburg setzte Wichern neue Maßstäbe in der sozialen Arbeit. Geboren 1808 in Hamburg, wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf und musste nach dem frühen Tod seines Vaters schon als Jugendlicher zum Familieneinkommen beitragen. Diese persönlichen Erfahrungen prägten sein späteres Engagement für sozial benachteiligte Menschen. Das Rauhe Haus wurde 1833 als Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder gegründet und entwickelte sich zu einem Vorbild für ähnliche Einrichtungen in ganz Deutschland.
Die Lösungsansätze der Kirche zur sozialen Frage waren vielfältig. Wichern vertrat dabei einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl praktische Hilfe als auch geistliche Betreuung umfasste. Seine Arbeiterbewegung basierte auf dem Prinzip der "Inneren Mission", die soziale Unterstützung mit christlicher Verkündigung verband. Er erkannte früh, dass die Lösung der sozialen Frage nicht allein durch staatliche Maßnahmen erfolgen konnte, sondern das Engagement aller gesellschaftlichen Gruppen erforderte. Seine Ideen beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der modernen Sozialarbeit und der kirchlichen Wohlfahrtspflege. Besonders bemerkenswert waren seine innovativen Lösungsansätze, die auf Bildung, berufliche Qualifikation und persönliche Entwicklung setzten, statt nur materielle Hilfe zu leisten.