Unvollkommenheit und Abhängigkeit: Psychologische Aspekte der Religionskritik
Freud und Feuerbach betonen in ihrer Religionskritik die menschliche Unvollkommenheit als zentralen Faktor für die Entstehung religiöser Vorstellungen. Diese Perspektive bietet tiefe Einblicke in die psychologischen Wurzeln des Glaubens.
Beispiel: Feuerbach führt negative Lebenserfahrungen wie Krankheiten und den Tod als Gründe für das Gefühl der menschlichen Unvollkommenheit an.
Laut Feuerbach entsteht aus diesen Erfahrungen ein "Abhängigkeitsgefühl" von Gott. Der Glaube an die göttliche Unendlichkeit wird zum Bewältigungsmechanismus für die eigene Endlichkeit. Freud knüpft an dieses Konzept an und beschreibt Gott als übermächtige Vaterfigur, bei der der Mensch Schutz vor seiner Hilflosigkeit sucht.
Zitat: "Was sagt Freud über die Religion?" Er behauptet, dass "der Mensch aufgrund von seiner Unvollkommenheit und Hilflosigkeit, Schutz bei Gott, als übermächtige Vaterfigur, suche."
Beide Denker kritisieren die Projektion menschlicher Eigenschaften auf Gott. Freud sieht in Gott eine imaginäre, übermächtige Vaterfigur, während Feuerbach argumentiert, dass Menschen durch Gott ihre Sehnsüchte und ihren Geist vergegenständlichen.
Vocabulary: Projektion bezeichnet in diesem Kontext die Übertragung menschlicher Eigenschaften, Wünsche und Ängste auf eine göttliche Figur.
Interessanterweise machen sich beide Kritiker diese Projektion zu eigen, indem sie sie in ihre Analysen einbeziehen. Auch Dawkins beteiligt sich an dieser Projektion, wenn er Gott als rachsüchtig und tyrannisch beschreibt.