Staatshaushalt, Staatsverschuldung und Steuerproblematik
"Deficit spending" war lange die Grundlage der Wirtschaftspolitik - also die Inkaufnahme von Haushaltsdefiziten zur Finanzierung von Steuersenkungen oder Ausgabenerhöhungen, um die Gesamtnachfrage zu stimulieren. Da in guten Zeiten keine Überschüsse gebildet wurden, führte dies zu einer hohen Verschuldung vieler Staaten.
Die Folgen der hohen Verschuldung sind zunehmende Belastungen mit Zinsen und Tilgung. Besonders die Finanz- und Wirtschaftskrise hat den Bundeshaushalt durch Konjunkturpakete, Bürgschaften und Kreditgarantien belastet. Das Etadefizit (Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben) wuchs weit über das europäische Stabilitätspaket hinaus.
Ursachen der hohen Staatsverschuldung in Deutschland:
- Ausweitung der Sozialsysteme und Konjunkturprogramme
- Finanzierung der deutschen Wiedervereinigung
- Zunahme der Arbeitslosigkeit
- Schwaches Wirtschaftswachstum
- Finanzkrise und Einkommenssteuerreform
Ein grundlegendes Problem ist, dass bei konjunktureller Erholung keine Rückführung der Schulden erfolgt. Zudem entstehen strukturelle Verschuldungen, wenn Ausgaben ohne entsprechende Einnahmen getätigt werden.
Folgen einer zu hohen Staatsverschuldung:
- Einengung des Finanzspielraums (große Teile des Haushalts gehen für Tilgung drauf)
- Der Staat muss neue Kredite aufnehmen, um ältere abzubezahlen
- Verdrängung privater Kreditnachfrage (steigende Zinsen wirken negativ auf Beschäftigung)
- Belastung kommender Generationen ("Schulden von heute sind Steuern von morgen")
Prüfungsrelevant: Die Schuldenregel sieht vor, das strukturelle Defizit (nicht den konjunkturell bedingten Teil) auf 0,35% des BIP zurückzuführen.
Wege aus der Krise können sein:
- Festlegung eines Zeitpunkts für ein Null-Defizit
- Begrenzung der Neuverschuldung auf ein niedrigeres Niveau als das Wirtschaftswachstum
- Einhaltung der Schuldenregel, die das strukturelle Defizit auf 0,35% des BIP begrenzt