Das System der Zentralen Orte
Das Modell der Zentralen Orte ist ein grundlegendes Konzept der Raumordnung, das die Größe, Verteilung, Lage und Bedeutung von Städten zu erklären versucht. Es basiert auf der Idee eines zentralen Ortes, der bestimmte Dienstleistungen oder Produkte anbietet.
Definition: Ein Zentraler Ort ist ein Siedlungsgebiet, das Güter und Dienstleistungen nicht nur für sich selbst, sondern auch für die umliegende Region bereitstellt.
Das Modell etabliert eine Hierarchie der Produkte, die sich aus der Nachfrage und der Häufigkeit des Bedarfs ergibt:
- Täglicher Bedarf (z.B. Lebensmittel)
- Periodischer Bedarf (z.B. Kleidung)
- Episodischer Bedarf (z.B. Autos, Möbel)
Diese Hierarchie führt zu einer Klassifizierung der Zentralen Orte:
- Oberzentren: Bieten Produkte für täglichen, periodischen und episodischen Bedarf
- Mittelzentren: Decken täglichen und periodischen Bedarf ab
- Unterzentren: Konzentrieren sich auf Produkte des täglichen Bedarfs
Highlight: Die Anordnung der Zentren folgt einem charakteristischen Sechseckmuster, wobei sich Mittel- und Unterzentren an den Ecken der jeweils höheren Struktur anordnen.
Das Konzept berücksichtigt auch das Einzugsgebiet jedes Zentralen Ortes:
- Äußere Reichweite: Das maximale Gebiet, aus dem Menschen das Angebot nachfragen
- Innere Reichweite: Das Mindesteinzugsgebiet, innerhalb dessen keine vergleichbare Konkurrenz existieren darf
Example: In Schleswig-Holstein sind Flensburg, Kiel, Neumünster und Lübeck Oberzentren. Mittelzentren um Neumünster sind beispielsweise Rendsburg, Plön und Bad Segeberg.
Das Modell hat sowohl Vor- als auch Nachteile im Hinblick auf den Abbau von Disparitäten:
Vorteile:
- Sicherstellung der Erreichbarkeit lebenswichtiger Produkte
- Freie Wohnortswahl und Entfaltungsmöglichkeiten
- Übersichtliche und erreichbare Struktur von Angebot und Nachfrage
Nachteile:
- Mögliche Entstehung von Disparitäten durch unterschiedliche Steuereinnahmen
- Abhängigkeit der Unterzentren von Mittel- und Oberzentren
- Potenzielle Einschränkungen für neue Unternehmen durch Konkurrenzkampf
Quote: Das deutsche Raumordnungsgesetz (ROG) formuliert in §1(1) den Anspruch "des Ausgleichs regionaler Disparitäten, der gleichwertige Lebensbedingungen der Menschen in allen Teilräumen bietet oder dazu führt".
Die Theorie der zentralen Orte, einfach erklärt, bietet somit ein Modell zur Strukturierung und Planung der räumlichen Ordnung, das in der Geographie und Raumplanung weit verbreitet ist, aber auch kritisch hinterfragt werden muss.