Der Genuine Progress Indicator (GPI) als Alternative zum BIP
Der Genuine Progress Indicator (GPI), auf Deutsch "Echter Fortschrittsindex", wurde 1995 von der NGO Redefining Progress entwickelt, um die Schwächen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Wohlstandsindikator auszugleichen. Der GPI zielt darauf ab, ein umfassenderes Bild des gesellschaftlichen Fortschritts zu zeichnen, indem er neben wirtschaftlichen auch soziale und ökologische Faktoren berücksichtigt.
Definition: Der GPI ist ein Indikator, der den Nutzen nicht-marktlicher ökonomischer Aktivitäten einbezieht und die Kosten marktlicher ökonomischer Aktivitäten, einschließlich sozialer Ungleichheit und nicht-nachhaltiger Konsummuster, abzieht.
Ein wesentlicher Unterschied zum BIP liegt in der Bewertung unbezahlter Arbeit. Der GPI rechnet den ökonomischen Wert von Hausarbeit, Kindererziehung und ehrenamtlicher Tätigkeit mit ein, als würde man dafür externe Arbeitskräfte bezahlen.
Highlight: Schätzungen zufolge könnte das deutsche Bruttosozialprodukt um 40 bis 50 Prozent höher liegen, wenn man diese unbezahlten Tätigkeiten als Wertschöpfung einbeziehen würde.
Der GPI berücksichtigt auch die Einkommensverteilung Deutschland. Er steigt, wenn der Anteil ärmerer Bevölkerungsgruppen am nationalen Einkommen zunimmt, und sinkt bei wachsender Ungleichheit. Dadurch werden die sozialen Kosten von Einkommensungleichheit in die Berechnung einbezogen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt des GPI ist die Unterscheidung zwischen nachhaltigem und nicht-nachhaltigem Konsum. Während das BIP jeglichen Konsum als positiv für die Wirtschaft wertet, zieht der GPI die jährlichen Ausgaben für Konsumgüter ab und addiert stattdessen ihren wahren Nutzen. Dies fördert die Bewertung der Langlebigkeit von Produkten und öffentlicher Infrastruktur.
Vocabulary: Nachhaltiger Konsum bedeutet vor allem bewusster Konsum, bei dem Verbraucher genauer hinschauen und eine eigene "Gesamtbilanz" im Auge behalten.
Im Gegensatz zum BIP behandelt der GPI die Ausbeutung natürlicher Ressourcen nicht als Einnahme, sondern als Ausgabe. Defensive Kosten, die mit dem Abbau von Naturkapital verbunden sind, wie Ressourcenverbrauch, langfristige Umweltschäden, Klimaveränderungen und Umweltbelastungen, werden vom GPI abgezogen.
Example: Der Abbau von Rohstoffen würde im BIP als Wirtschaftswachstum verbucht, während der GPI dies als Verlust natürlichen Kapitals bewertet und negativ in die Berechnung einfließen lässt.
Der GPI berücksichtigt auch soziale Faktoren wie Arbeitslosigkeit und den Verlust von Freizeit, die im BIP nicht erfasst werden. Allerdings werden bestimmte defensive Ausgaben für Gesundheit und Bildung sowie der Verlust von Wäldern im GPI nicht berechnet.