Der Wiener Kongress von 1814/15 war ein entscheidender Wendepunkt in der europäischen Geschichte, der Europa nach den napoleonischen Kriegen neu ordnete. Unter der Führung des österreichischen Staatskanzlers Fürst von Metternich versammelten sich die europäischen Mächte, um eine neue politische Ordnung zu schaffen. Die wichtigsten Ergebnisse waren die Neuordnung Deutschlands und Europas durch territoriale Neuaufteilung und die Schaffung des Deutschen Bundes als lockerer Zusammenschluss von 39 souveränen Staaten.
Das System Metternich und die Restauration prägten die nachfolgende Epoche maßgeblich. Metternich setzte auf eine Politik der Stabilität und Unterdrückung liberaler und nationaler Bewegungen. Mit den Karlsbader Beschlüssen von 1819 wurden strenge Zensurmaßnahmen eingeführt, politische Vereinigungen verboten und die Überwachung von Universitäten verstärkt. Diese repressive Politik stand im direkten Gegensatz zu den aufkommenden Ideen des Liberalismus, der sich für Bürgerrechte, Pressefreiheit und eine konstitutionelle Monarchie einsetzte.
Die zunehmenden Spannungen zwischen restaurativen Kräften und liberalen Forderungen führten schließlich zur Revolution 1848. Die Märzrevolution brachte erstmals demokratische Bestrebungen zum Durchbruch, auch wenn diese zunächst scheiterten. In der Frankfurter Paulskirche tagte die erste deutsche Nationalversammlung, die eine Verfassung für ein geeintes Deutschland ausarbeiten sollte. Obwohl die Revolution niedergeschlagen wurde, waren die Ideen von nationaler Einheit und Demokratie damit fest im politischen Bewusstsein verankert. Diese Entwicklungen zeigen den fundamentalen Konflikt zwischen dem Wunsch nach Stabilität und Ordnung einerseits und dem Streben nach Freiheit und Mitbestimmung andererseits, der das 19. Jahrhundert prägte.