Die Auswirkungen der Industriellen Revolution auf die Arbeiterschaft waren tiefgreifend und führten zu dramatischen sozialen Veränderungen im 19. Jahrhundert. Die Arbeiter mussten unter sehr schwierigen Bedingungen leben und arbeiten - in überfüllten Mietskasernen, mit extrem langen Arbeitszeiten von bis zu 16 Stunden täglich und gefährlichen Arbeitsbedingungen in den Fabriken. Besonders Frauen und Kinder wurden als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Die Löhne waren so niedrig, dass viele Familien kaum überleben konnten.
Als Reaktion auf diese Missstände entwickelte sich die Entwicklung der Arbeiterbewegung in Deutschland. Die Arbeiter begannen sich in Gewerkschaften und politischen Parteien zu organisieren, um für bessere Lebensbedingungen zu kämpfen. Wichtige Vertreter waren Ferdinand Lassalle, der 1863 den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein gründete, und August Bebel und Wilhelm Liebknecht, die 1869 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei ins Leben riefen. Diese Organisationen setzten sich für kürzere Arbeitszeiten, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen ein.
Die Lösungsversuche der sozialen Frage im 19. Jahrhundert kamen von verschiedenen Seiten: Die Unternehmer versuchten durch Werkswohnungen und Betriebskrankenkassen die Situation zu verbessern. Die Kirchen gründeten karitative Einrichtungen. Der Staat unter Bismarck führte wichtige Sozialgesetze ein - die Krankenversicherung (1883), die Unfallversicherung (1884) und die Invaliditäts- und Altersversicherung (1889). Diese Maßnahmen bildeten die Grundlage für unser heutiges Sozialsystem. Gleichzeitig versuchte Bismarck aber auch, die Arbeiterbewegung durch die Sozialistengesetze zu unterdrücken. Trotz dieser Repressionen wuchs die Arbeiterbewegung weiter und konnte langfristig wichtige Verbesserungen für die Arbeiterschaft durchsetzen.