Doppelte Staatsgründung einfach erklärt
Die doppelte Staatsgründung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg war ein komplexer Prozess, der zur Entstehung zweier deutscher Staaten führte. Da nach Kriegsende kein Friedensvertrag geschlossen wurde und keine gesamtdeutsche Regierung existierte, entwickelten sich die Westzonen und die Sowjetische Besatzungszone zunächst getrennt voneinander.
Highlight: Die Entwicklung und Staatenbildung wurde anfänglich als provisorisch betrachtet.
In den Westzonen wurde am 23. Mai 1949 das Grundgesetz verabschiedet, was zur Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) führte. Bonn wurde als provisorischer Regierungssitz gewählt. Die BRD etablierte sich als westliche Demokratie mit einem starken Fokus auf Sozialstaat, Schutz der Menschenrechte und Föderalismus.
Definition: Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland.
In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet, mit Berlin als Hauptstadt. Die DDR verfolgte den Aufbau einer sozialistischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung unter der Führung der SED.
Vocabulary: SBZ - Sowjetische Besatzungszone
Die Tabelle im Dokument verdeutlicht die grundlegenden Unterschiede zwischen BRD und DDR in verschiedenen Bereichen:
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Gesellschaftliche Entwicklung: Die BRD strebte eine westliche Demokratie an, während die DDR eine sozialistische Gesellschaftsordnung aufbaute.
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Entnazifizierung: In der BRD wurden Fragebögen an alle öffentlichen Bediensteten verteilt und eine Demokratisierung durch Umerziehung angestrebt. Die DDR konzentrierte sich auf führende Nazis und die Entmachtung der Eliten.
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Parteienbildung: In der BRD entwickelten sich Parteien als Instrumente der politischen Meinungs- und Willensbildung. In der DDR dominierte die SED als Einheitspartei.
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Politiker: Die BRD griff auf unbelastete Politiker zurück, während die DDR ehemalige KPD-Mitglieder in Führungspositionen brachte.
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Staatsaufbau: Die BRD etablierte föderalistische Strukturen, die DDR eine zentralistische Verwaltungsstruktur.
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Wirtschaft: In der BRD wurde die soziale Marktwirtschaft eingeführt, unterstützt durch den Marshallplan. Die DDR setzte auf eine sozialistische Planwirtschaft mit staatlicher Lenkung.
Example: In der BRD wurde Willy Brandt, der im Untergrund gegen die Nazis gekämpft hatte, zu einem wichtigen Politiker. In der DDR übernahm Walter Ulbricht, ein ehemaliges KPD-Mitglied, eine Führungsrolle.
Das Fazit zeigt, dass beide Staaten unterschiedliche Wege in ihrer Entwicklung einschlugen. Die BRD verstand sich als Verfassungspatriotismus mit einem Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und strebte eine enge Anbindung an den Westen an. Die DDR hingegen sah sich als "antifaschistisches Bollwerk" und sozialistischer Friedensstaat mit enger Bindung an die Sowjetunion.
Quote: "Aufbau von unten nach oben" in der BRD versus "Aufbau von oben nach unten" in der DDR.
Diese Zusammenfassung der doppelten Staatsgründung verdeutlicht die tiefgreifenden Unterschiede zwischen BRD und DDR, die die deutsche Geschichte bis zur Wiedervereinigung 1990 prägten.