Die zweite industrielle Revolution
Die zweite Phase der industriellen Revolution begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts und brachte bedeutende Veränderungen in der industriellen Landschaft Europas mit sich. England war zu dieser Zeit in Europa am weitesten fortgeschritten in Richtung einer industriellen Gesellschaft. Deutschland holte nach der Reichsgründung seinen Rückstand allmählich auf und übernahm in einigen Bereichen der technologischen Entwicklung sogar die Führung.
Example: Die deutsche Chemieindustrie entwickelte sich zu dieser Zeit zu einem weltweit führenden Sektor, insbesondere in der Herstellung von Farbstoffen und Pharmazeutika.
Auch andere europäische Länder wie Frankreich, die Schweiz, Belgien und die skandinavischen Länder verzeichneten ein beachtliches wirtschaftliches Wachstum. Die industrielle Entwicklung in Russland konzentrierte sich hingegen nur auf wenige Zentren, während die südeuropäischen Länder und der Balkan in dieser Hinsicht noch weiter zurücklagen.
Ein wichtiges Kennzeichen dieser Phase war der sinkende Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten in den führenden Industriestaaten. Dies markierte den Übergang von einer agrarisch geprägten zu einer industriell dominierten Wirtschaftsstruktur.
Highlight: Die zweite industrielle Revolution war geprägt von systematischer Forschung und bahnbrechenden Innovationen, insbesondere in der Chemie- und Elektroindustrie.
Die Erfindungen der Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert revolutionierten die Produktionsprozesse:
- Seit den 1880er-Jahren entstanden zuerst in England öffentliche Elektrizitätswerke.
- 1891 gelang erstmals die Übertragung von Starkstrom über eine längere Distanz (von Lauffen am Neckar nach Frankfurt am Main).
Diese Entwicklungen ermöglichten die kostengünstige Erzeugung und den Transport von Strom, was den Einsatz großer Elektromotoren und damit eine Revolution des gesamten industriellen Fertigungsprozesses zur Folge hatte.
Quote: "Strom [war] nun kostengünstig erzeug- und transportierbar."
Die Textilindustrie in Deutschland profitierte besonders von diesen Innovationen und entwickelte sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig. Die Mechanisierung und Elektrifizierung führten zu einer enormen Steigerung der Produktivität und Qualität in der Textilherstellung.