Bewertung: Völkermord an den Herero und Nama
Die Frage, ob die Niederschlagung des Herero-Aufstands als Völkermord zu bewerten ist, wird heute von den meisten Historikern bejaht. Um dies zu beurteilen, ist es wichtig, die Definition von Völkermord nach der UN-Konvention zu betrachten.
Definition: Völkermord ist laut UN-Konvention die Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören.
Die Handlungen der deutschen Kolonialtruppen unter von Trotha erfüllen mehrere Kriterien dieser Definition:
- Die gezielte Tötung von Mitgliedern der Herero und Nama
- Die Verursachung von schwerem körperlichen oder seelischen Schaden
- Die vorsätzliche Auferlegung von Lebensbedingungen, die geeignet waren, die physische Zerstörung der Gruppe ganz oder teilweise herbeizuführen
Highlight: Die Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama durch den Deutschen Bundestag erfolgte offiziell im Jahr 2021.
Die langfristigen Folgen des Herero-Aufstands und des darauf folgenden Völkermords sind bis heute spürbar. Die drastische Reduzierung der Herero- und Nama-Bevölkerung hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die demografische und kulturelle Entwicklung Namibias.
Example: Die Zahl der Herero sank von etwa 80.000 vor dem Aufstand auf schätzungsweise 15.000 im Jahr 1911.
Die Debatte um Entschädigungen für die Herero und die Frage, wie Deutschland mit diesem dunklen Kapitel seiner Geschichte umgehen soll, dauert bis heute an. Die offizielle Anerkennung des Völkermords durch die deutsche Regierung war ein wichtiger Schritt, dem jedoch noch konkrete Maßnahmen zur Wiedergutmachung folgen müssen.