Die Ära der Reformen und Protestbewegungen in der BRD (1968-1974)
Die späten 1960er Jahre markierten eine Zeit tiefgreifender gesellschaftlicher Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Einführung der Notstandsverfassung stellte einen bedeutenden Wendepunkt dar, der weitreichende Befugnisse für den Krisenfall vorsah. Diese Gesetzgebung ermöglichte im Bedrohungsfall Einschränkungen fundamentaler Grundrechte, was zu erheblichen Kontroversen in der Bevölkerung führte.
Definition: Die Notstandsverfassung war ein Gesetzespaket, das bei Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung aktiviert werden konnte und Eingriffe in Grundrechte wie das Post- und Fernmeldegeheimnis ermöglichte.
Die Außerparlamentarische Opposition (APO) entwickelte sich als Reaktion auf diese politischen Entwicklungen. Entstanden aus der Ostermarsch-Bewegung der 1950er Jahre, die sich gegen die Wiederbewaffnung der BRD richtete, wurde die APO besonders im studentischen Milieu aktiv. Der Besuch des persischen Schahs 1967 führte zu ersten massiven Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Staatsmacht, bei denen ein Student getötet wurde.
Die Neue Ostpolitik unter Willy Brandt markierte einen fundamentalen Wandel in den deutsch-deutschen Beziehungen. Mit dem Leitmotiv "Wandel durch Annäherung" verfolgte die sozialliberale Koalition einen pragmatischen Kurs gegenüber der DDR und den osteuropäischen Staaten. Der Moskauer Vertrag von 1970 und der Warschauer Vertrag waren Meilensteine dieser Politik.
Highlight: Der Warschauer Kniefall Willy Brandts symbolisierte die neue Phase der Versöhnung und wurde zum historischen Symbol der Neuen Ostpolitik.