Alternative Gesundheitsmodelle und -definitionen
In der modernen Gesundheitswissenschaft haben sich neben dem biomedizinischen Modell weitere Ansätze entwickelt, die ein ganzheitlicheres Verständnis von Gesundheit und Krankheit bieten. Diese Modelle berücksichtigen nicht nur physische, sondern auch psychische und soziale Faktoren.
Definition: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als "Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen."
Diese Definition erweitert den Gesundheitsbegriff erheblich, indem sie Wohlbefinden in verschiedenen Lebensbereichen einbezieht. Allerdings wird sie auch kritisiert, da sie einen idealen, kaum erreichbaren Zustand beschreibt.
Eine differenziertere Definition stammt von Klaus Hurrelmann:
Quote: Gesundheit ist "der Zustand des objektiven und subjektiven Befindens einer Person, der gegeben ist, wenn diese Person sich in den physischen, psychischen und sozialen Bereichen ihrer Entwicklung in Einklang mit den Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet."
Diese Definition berücksichtigt sowohl objektive als auch subjektive Aspekte und integriert die individuellen Möglichkeiten und Lebensbedingungen einer Person.
Highlight: Moderne Gesundheitsmodelle betrachten Gesundheit aus verschiedenen Perspektiven:
- Objektive vs. subjektive Sichtweise
- Monodisziplinäre vs. multidisziplinäre Sichtweise
- Pathogenetische vs. salutogenetische Sichtweise
Ein besonders einflussreiches Konzept ist das Salutogenese-Modell nach Aaron Antonovsky. Im Gegensatz zum biomedizinischen Modell fragt die Salutogenese danach, was Menschen gesund erhält.
Vocabulary: Salutogenese leitet sich aus dem Lateinischen "salus" (Gesundheit, Wohlbefinden) und dem Griechischen "genesis" (Entstehung) ab.
Zentrale Konzepte der Salutogenese sind:
- Das Kohärenzgefühl: Ein Gefühl des Vertrauens, dass die Anforderungen des Lebens verstehbar, handhabbar und bedeutsam sind.
- Widerstandsressourcen: Faktoren, die helfen, mit Stressoren umzugehen und gesund zu bleiben.
- Stressoren: Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.
Beispiel: Eine Person mit einem starken Kohärenzgefühl könnte eine stressige Arbeitssituation als Herausforderung sehen (Verstehbarkeit), glauben, dass sie die nötigen Fähigkeiten hat, um damit umzugehen (Handhabbarkeit), und die Situation als Chance zur persönlichen Entwicklung betrachten (Bedeutsamkeit).
Diese ganzheitlichen Ansätze ergänzen das biomedizinische Modell und tragen zu einem umfassenderen Verständnis von Gesundheit und Krankheit bei. Sie betonen die Bedeutung von Prävention und Gesundheitsförderung neben der Behandlung von Krankheiten.