Der stoische Weise bei Seneca
Seneca beschreibt den idealen stoischen Weisen (vir sapiens) als Vorbild für ein tugendhaftes und glückliches Leben. Das Hauptziel ist die Erlangung von virtus (Tapferkeit), die zur Eudaimonie, einem glücklichen Leben, führt. Dabei ist nicht die Länge des Lebens entscheidend, sondern dessen Qualität (bene vivere).
Ein weiteres wichtiges Ziel ist die innere Unerschütterlichkeit (Ataraxia), die hilft, den Verlust von Glücksgütern zu verkraften. Triebe und Affekte werden als natürlich angesehen, solange sie nicht die Kontrolle über den Menschen oder dessen Seele übernehmen. Die Vernunft (ratio) spielt eine zentrale Rolle bei der Überwindung von Affekten.
Vocabulary: Ataraxia bezeichnet in der stoischen Philosophie einen Zustand innerer Ruhe und Gelassenheit.
Der stoische Weise wird als ein Fortschreitender (proficiens) betrachtet, der sich auf dem Weg zur virtus befindet. Er soll naturgemäß leben (secundum naturam vivere) und Schmerz (dolor) vermeiden, da dieser den animus (Geist) beunruhigt. Ebenso sollen Abhängigkeiten, Wünsche und übermäßige Affekte vermieden werden.
Highlight: Die Stoische Philosophie betont die Bedeutung des naturgemäßen Lebens als Weg zur inneren Ruhe und Tugend.
Die Vernunft hilft auch beim richtigen Umgang mit äußeren Gütern wie Reichtum (divitiae), Ehre, Macht oder Freundschaften (amicitia). Diese werden als Adiaphora betrachtet, also als Dinge ohne eigenen Wert, auf die man verzichten kann.
Definition: Adiaphora sind in der stoischen Philosophie Dinge, die moralisch neutral sind und weder gut noch schlecht an sich.