Lucretias Tugendhaftigkeit und der Wettstreit der Ehefrauen
Livius beginnt die Geschichte von Tarquinius und Lucretia mit einem Wettstreit unter den römischen Heerführern während der Belagerung von Ardea. Sie wetten darauf, wer die tugendhafteste Ehefrau hat.
Highlight: Lucretia gewinnt den Wettbewerb, indem sie als einzige beim Spinnen von Wolle angetroffen wird, während die anderen Frauen feiern.
Livius zeichnet hier das Bild der idealen römischen Matrona:
• Bescheiden und fleißig
• Gastfreundlich gegenüber den Besuchern ihres Mannes
• Führt die Mägde an und arbeitet selbst mit
Vocabulary: Matrona - Eine verheiratete römische Frau von hohem sozialem Status
Diese Darstellung entspricht dem augusteischen Frauenbild und der Familienpolitik des Kaisers Augustus. Lucretia wird als stereotypisches Vorbild präsentiert.
Die Vergewaltigung der Lucretia
Einige Tage nach dem Wettbewerb begibt sich Sextus Tarquinius heimlich nach Collatia. Er wird zum Essen eingeladen und bedroht nachts die schlafende Lucretia mit einem Schwert.
Quote: "Durch den Schrecken besiegt Tarquinius die standhafte Keuschheit wie mit Gewalt."
Livius beschreibt die Vergewaltigung nicht direkt, sondern lässt Raum für Interpretation. Er fokussiert sich auf die Vorgeschichte und die Folgen der Tat.
Lucretias Reaktion und Selbstmord
Nach der Vergewaltigung lässt Lucretia ihren Vater und Ehemann rufen. Sie gesteht die Tat, kündigt ihren Selbstmord an und fordert Rache an Tarquinius.
Definition: Pudicitia - Die weibliche Keuschheit und sexuelle Reinheit, eine zentrale römische Tugend
Obwohl die Anwesenden versuchen, Lucretia zu beruhigen und ihr die Schuld abzusprechen, besteht sie darauf, dass keine "unkeusche Frau" in Zukunft nach ihrem Vorbild leben soll. Sie sticht sich ein Messer ins Herz.