Marcus Tullius Cicero: Leben, Karriere und Werk
Leben und Familie
Marcus Tullius Cicero wurde 106 v. Chr. in Arpinum geboren. Seine Herkunft aus dem Ritterstand (equites) bot zunächst keine Aussicht auf eine politische Karriere. Trotzdem gelang es ihm als homo novus, den cursus honorum zu durchlaufen.
Vocabulary: Homo novus - Ein "neuer Mann", der als Erster seiner Familie ein höheres politisches Amt bekleidete.
77 v. Chr. heiratete Cicero Terentia, und im selben Jahr wurde ihre Tochter Tullia geboren. Sein Sohn Marcus kam 65 v. Chr. zur Welt.
Ausbildung
Cicero erhielt eine umfassende Ausbildung in Rom, wo er Recht, Rhetorik, Literatur und Philosophie studierte. Nach Absolvierung des Militärdienstes setzte er seine Studien in Griechenland fort, wo er sich weiter in Philosophie und Rhetorik vertiefte.
Highlight: Ciceros breite Bildung in verschiedenen Disziplinen legte den Grundstein für seine spätere Vielseitigkeit als Redner, Politiker und Philosoph.
Politische Karriere
Ciceros politischer Aufstieg begann 77 v. Chr. mit seiner Rückkehr nach Rom. Seine Karriere umfasste folgende Stationen:
- 76 v. Chr.: Wahl zum Quästor (Finanzen)
- 69 v. Chr.: Aufstieg zum Ädil (Aufsicht über öffentliche Ordnung)
- 66 v. Chr.: Wahl zum Prätor (Rechtsprechung)
- 64 v. Chr.: Höhepunkt seiner Karriere mit der Wahl zum Konsul für das Jahr 63 v. Chr.
Definition: Cursus honorum - Die "Ämterlaufbahn" in der römischen Republik, die ambitionierte Politiker durchlaufen mussten.
Während seines Konsulats deckte Cicero die Catilinarische Verschwörung auf, was seinen Ruf als Staatsmann festigte. Trotz dieses Erfolgs erlebte er auch Rückschläge, wie seine Verbannung nach Griechenland im Jahr 58 v. Chr.
Spätere Jahre und Tod
Nach dem Tod Caesars 44 v. Chr. setzte sich Cicero für die Wiederherstellung der alten Republik ein. Seine 14 Philippischen Reden gegen Marcus Antonius zeigen sein politisches Engagement in dieser turbulenten Zeit.
Quote: "O tempora, o mores!" (Oh Zeiten, oh Sitten!) - Ein berühmtes Zitat Ciceros, das seine Kritik an den politischen Zuständen seiner Zeit ausdrückt.
Tragischerweise führte dieses Engagement zu seinem Tod. Im Jahr 43 v. Chr. wurde Cicero von Anhängern des Marcus Antonius ermordet.
Werk und Nachwirkung
Ciceros Einfluss erstreckt sich weit über seine Lebenszeit hinaus. Seine wichtigsten Werke umfassen:
- Philosophische Schriften: "De re publica", "De legibus", "De finibus bonorum et malorum", "Tusculanae disputationes"
- Rhetorische Schriften: "De inventione", "De oratore", "Orator"
- Reden: Philippische Reden, Catilinarische Reden, Verres-Reden
Example: In "De re publica" entwickelt Cicero seine Vorstellungen vom idealen Staat, die noch heute in politischen Diskussionen relevant sind.
Ciceros Bedeutung heute liegt vor allem in seiner Rolle als Vermittler griechischer Philosophie und als Mitbegründer philosophischer und politischer Begriffe, die bis in die Gegenwart verwendet werden. Seine Sprache gilt als Maßstab für klassisches Latein und wird im Lateinunterricht vermittelt.
Highlight: Ciceros Einfluss auf die geistige Entwicklung Europas ist kaum zu überschätzen. Seine Ideen und sein Sprachstil prägten Generationen von Denkern und Politikern.