Ovids Verbannung und letzte Jahre
Ein einschneidendes Ereignis in Ovids Leben war seine Verbannung durch Kaiser Augustus im Jahr 8 n. Chr. Die genauen Gründe für diese drastische Maßnahme sind bis heute nicht vollständig geklärt und Gegenstand zahlreicher Spekulationen.
Quote: Ovid selbst machte "carmen et error" (="ein Gedicht und ein Irrtum") für seine Verbannung verantwortlich.
Mit "carmen" bezog sich Ovid vermutlich auf die Veröffentlichung seiner "Ars Amatoria" (Liebeskunst), die vom traditionell gesinnten Augustus aufgrund ihres Aufrufs zur freien Liebe als moralisch verwerflich empfunden wurde. Der "error" hingegen könnte sich auf Ovids Verwicklung in einen Ehebruch-Skandal mit Augustus' Enkelin Julia beziehen.
Highlight: Die genauen Gründe für Ovids Verbannung bleiben bis heute ein Rätsel der Literaturgeschichte.
Ovid wurde in die abgelegene Stadt Tomis am Schwarzen Meer (heute Constanța in Rumänien) verbannt. Trotz mehrfacher Bitten, nach Rom zurückkehren zu dürfen, blieb Augustus unerbittlich. Ovid starb schließlich im Jahr 17 n. Chr. im Exil, fern seiner geliebten Heimat.
Ovids Werke
Ovids literarisches Schaffen umfasst eine beeindruckende Bandbreite an Werken, die größtenteils in elegischen Distichen verfasst wurden. Sein bekanntestes und einflussreichstes Werk sind zweifellos die Metamorphosen ("Verwandlungen"), ein Epos in 15 Büchern mit etwa 12.000 Versen. Dieses Werk greift chronologisch rund 250 antike Mythen und Sagen auf, beginnend mit der Schöpfung des Menschen bis zum Tod Caesars.
Vocabulary: Elegische Distichen sind ein Versmaß, das aus einem Hexameter und einem Pentameter besteht und häufig in der römischen Liebeslyrik verwendet wurde.
Zu Ovids weiteren bedeutenden Werken zählen:
- "Amores" (Liebesgedichte): Eine Sammlung von 50 Liebeselegien an eine fiktive Geliebte namens Corinna.
- "Heroides" (Heldinnen): 15 Briefe von mythischen Frauenfiguren, die ihren treulosen Männern nachtrauern.
- "Ars Amatoria" (Liebeskunst): Lehrgedichte zum Ergattern eines Partners, wobei die ersten zwei Bücher an Männer und das dritte an Frauen gerichtet sind.
- "Tristia" (Trauriges): Eine durch Melancholie gekennzeichnete Selbstbiografie in Form von Klageliedern, die während seiner Verbannung entstand.
- "Epistulae ex Ponto" (Briefe vom Schwarzen Meer): Eine Fortsetzung der Tristia, ebenfalls im Exil verfasst.
- "Fasti": Ein großangelegtes, jedoch unvollendetes Werk zur Erklärung des römischen Festspielkalenders.
Example: In den "Metamorphosen" erzählt Ovid unter anderem die Geschichte von Daphne und Apollo, in der die Nymphe Daphne in einen Lorbeerbaum verwandelt wird, um Apollos Nachstellungen zu entkommen.
Ovids Werke zeichnen sich durch ihre sprachliche Brillanz, ihren Einfallsreichtum und ihre tiefgründige Auseinandersetzung mit menschlichen Emotionen und mythologischen Themen aus. Sie haben die europäische Literatur und Kunst über Jahrhunderte hinweg maßgeblich beeinflusst und werden bis heute rezipiert und neu interpretiert.