Das Leben in der Stadt und auf dem Land (Plinius, Epistulae 1.9)
In diesem Brief an Minicus Fundanus reflektiert Plinius über die Unterschiede zwischen dem Leben in der Stadt und auf dem Land. Er beginnt mit einer Beobachtung über die Wahrnehmung von Zeit in der Stadt.
Highlight: "Es ist seltsam, wie an einzelnen Tagen in der Stadt die Rechnung zu stimmen scheint, nimmt man mehrere Tage zusammen, stimmt sie nicht."
Plinius beschreibt typische städtische Aktivitäten wie die Teilnahme an Zeremonien, Verlobungen, Eheschließungen und juristische Beratungen. Er argumentiert, dass diese Tätigkeiten im Moment wichtig erscheinen, aber in der Rückschau oft trivial wirken.
Example: Plinius listet alltägliche Beschäftigungen auf: "Ich habe an einer feierlichen Verleihung der Männertoga teilgenommen, eine Verlobung oder Eheschließung besucht, jemand hat mich gebeten ein Testament zu unterzeichnen, jemand anderes um anwaltliche Vertretung, ein anderer um juristische Beratung."
Im Gegensatz dazu schildert Plinius sein Leben auf dem Landgut Laurentinum. Hier findet er Zeit zum Lesen, Schreiben und zur körperlichen Erholung. Er betont die Abwesenheit von Störungen und die Möglichkeit zur Selbstreflexion.
Quote: "Ich höre nichts, was ich bereuen würde gehört zu haben, ich sehe nichts, was ich bereuen würde gesehen zu haben, niemand zerpflückt in meiner Nähe irgendein missgünstiges Gerede, ich selbst kritisiere niemanden, außer höchstens mich, wenn ich zu wenig angemessen schreibe."
Der Brief endet mit einer Aufzählung der Vorteile des Landlebens: keine Beunruhigung durch Hoffnungen oder Ängste, keine belästigenden Gerüchte, nur Selbstgespräche und Bücher.
Vocabulary: Stilmittel Latein - Rhetorische Mittel in der lateinischen Sprache
Der Brief verwendet verschiedene sprachlich-rhetorische Mittel:
- Polysyndeton: Die Wiederholung von Konjunktionen, hier "aut... aut... aut" (oder... oder... oder), um die Vielfalt der Aktivitäten zu betonen.
- Parallelismus: Die Wiederholung ähnlicher Satzstrukturen, wie in "Nihil audio, quod audisse, nihil dico, quod dixisse..." (Ich höre nichts, was ich gehört zu haben, ich sage nichts, was ich gesagt zu haben...), um die Ruhe und Freiheit von Störungen auf dem Land zu unterstreichen.
Diese Stilmittel Latein verstärken die Botschaft des Briefes und machen den Kontrast zwischen Stadt- und Landleben besonders deutlich. Die Plinius-Briefe Übersetzung bietet einen faszinierenden Einblick in das römische Leben und die Wertschätzung für Ruhe und Selbstreflexion in einer Zeit, die oft als hektisch und oberflächlich wahrgenommen wurde.