Béla Bartóks Konzert für Orchester: Eine musikalische Analyse
Die langsame Einleitung des ersten Satzes von Béla Bartóks Konzert für Orchester präsentiert einen faszinierenden "Material-Pool", der die Grundlage für den gesamten Satz bildet. Das erste Motiv, vorgetragen von Violoncelli und Kontrabässen, zeichnet sich durch seine hemiolische Struktur und pentatonische Tonleiter aus. Die reine Quarte fungiert hier als zentrales Intervall, während die bogenförmige Melodieführung eine klare Symmetrieachse aufweist.
Definition: Die hemiolische Melodie bezeichnet eine rhythmische Struktur, bei der drei Halbe in zwei 3/4-Takten gespielt werden.
Das zweite Motiv, das in der ersten Violine erklingt, entwickelt durch Ganzton-Cluster eine schwebende, fantastische Atmosphäre. Besonders charakteristisch sind die großen und kleinen Sekunden sowie das durchgehende Tremolo von c bis e. Die Aufspreizung der Intervalle innerhalb der Stimmen verstärkt den zögernden, ängstlichen Charakter.
Das dritte Motiv in der Flöte präsentiert eine zweistimmige Gegenbewegung mit chromatischen Elementen und dem markanten Tritonus. Der flüchtige Charakter wird durch die legato-Spielweise und den dicht gespielten Bogen unterstrichen. Das vierte Motiv, auch als Ungarn-Melodik bekannt, zeigt Béla Bartóks tiefe Verbindung zur Bauernmusik seiner Heimat.