Die langsame Einleitung
Die langsame Einleitung des ersten Satzes von Bartóks Konzert für Orchester fungiert als "Material-Pool" für den anschließenden Teil. Sie präsentiert fünf charakteristische Motive, die die Grundlage für die thematische Entwicklung des Satzes bilden.
Das erste Motiv, das in den tiefen Streichern erklingt, ist durch die reine Quarte als zentrales Intervall gekennzeichnet. Es weist eine hemiolische Struktur auf und basiert auf einer pentatonischen Tonleiter, was auf Bartóks Interesse an ungarischer Bauernmusik hinweist.
Highlight: Die symmetrische, bogenförmige Gestalt des ersten Motivs ist charakteristisch für Bartóks Kompositionsstil.
Das zweite Motiv, vorgetragen von den hohen Streichern, erzeugt durch Tremolo und Ganzton-Cluster eine schwebende, fantastische Atmosphäre. Es kontrastiert stark mit dem ersten Motiv und zeigt Bartóks Fähigkeit, unterschiedliche Klangfarben zu erzeugen.
Das dritte Motiv, gespielt von der Flöte, zeichnet sich durch eine zweistimmige Gegenbewegung aus und enthält chromatische Elemente sowie den Tritonus, ein für Bartók wichtiges Intervall.
Vocabulary: Der Tritonus ist ein dissonantes Intervall, das drei Ganztöne umfasst und in der traditionellen Harmonielehre als "Teufelsintervall" galt.
Das vierte Motiv, von Cooper als "Ungarn-Melodik" bezeichnet, zeigt deutliche Einflüsse der ungarischen Volksmusik. Es enthält eine auskomponierte Beschleunigung und eine klare periodische Struktur.
Das fünfte Motiv, im "verbunkos"-Stil, demonstriert Bartóks Fähigkeit, traditionelle ungarische Musikelemente in seine moderne Tonsprache zu integrieren.
Definition: "Verbunkos" ist ein ungarischer Tanzstil, der ursprünglich zur Rekrutierung von Soldaten verwendet wurde und später in die Kunstmusik Eingang fand.
Die Einleitung kombiniert traditionelle Elemente wie die periodische Gliederung mit innovativen Aspekten wie Klangfeldern und unklaren tonalen Zusammenhängen, was Bartóks einzigartigen Kompositionsstil unterstreicht.