Grundannahmen von Heitmeyers Theorie
Heitmeyers Theorie basiert auf der Annahme, dass Individualisierung das zentrale Problem der heutigen Gesellschaft darstellt. Dies bedeutet eine Zunahme von Entscheidungsfreiheiten, aber gleichzeitig auch von Entscheidungszwängen. Die Schattenseite dieser Individualisierung bezeichnet Heitmeyer als Desintegrationspotenziale.
Definition: Individualisierung bezeichnet die Zunahme von Entscheidungsfreiheiten und gleichzeitig Entscheidungszwängen in der modernen Gesellschaft.
Heitmeyer argumentiert, dass Jugendliche in der Adoleszenz besonders von diesen Herausforderungen betroffen sind. Sie müssen sich aus alten Fixierungen lösen und eine eigene Identität aufbauen. Dies beinhaltet Ziele wie Platzierung, Präsentation, Sicherung und Erwerb von Statuspositionen sowie den Kampf um Anerkennung und Akzeptanz.
Highlight: Die Entwicklung eigenständiger Lebensplanungskonzepte ist stark an die jeweiligen Milieus gebunden und wird durch die Pluralisierung von Lebensstilen zunehmend erschwert.
Die Theorie der Desintegration nach Heitmeyer betont, dass die wachsenden Entscheidungsfreiheiten auch zu mehr Entscheidungszwängen führen, die bewältigt werden müssen. Dies kann zu Ambivalenz, Unsicherheit und Verunsicherung führen, was wiederum Gewaltpotenziale bergen kann.
Vocabulary: Desintegrationspotenziale sind mögliche negative Auswirkungen der Individualisierung, die zu gesellschaftlicher Ausgrenzung führen können.
Wichtige Aspekte der Heitmeyer Theorie sind:
- Gewaltbilligung und Gewaltbereitschaft werden in der individuellen Sozialisation erlernt
- In bestimmten Interaktionskontexten können diese in Gewalttätigkeit umschlagen
- Für den Gewalttäter hat sein Handeln einen subjektiven Sinn und er konstruiert sich eine Legitimation dafür